Nekrovault - Totenzug: Festering Peregrination

Review

Und aus den sinister fruchtbaren Memminger Todessümpfen erhob sich ein weiteres Monster, NEKROVAULT genannt. Neues Unheil ward geboren.

Wie soll man die Essenz von NEKROVAULT am besten in Worte fassen? Schwierig, aber versuchen wir es trotzdem mal. Es erinnert von Ansatz und Zähigkeit her manchmal an den Funeral Death von WINTER, ohne allerdings deren Zeitlupentempo zu imitieren. Von der Intensität her gibt es natürlich auch Parallelen zu Bands wie SULPHUR AEON, nur ist das hier viel beklemmender. Und „Totenzug: Festering Peregrination“ kann von der Schwere her auch durchaus mit Bands wie BOLT THROWER mithalten, verfolgt aber ansonsten einen anderen wesentlich dunkleren Ansatz.

Es tut ja auch generell sehr gut, wenn eine Band mal abseits der schwedischen Pfade wandelt, so herrlich die auch ohne Zweifel sind. Aber Death Metal kann ja einiges mehr und es gibt eben auch so manchen anderen wunderbaren Weg. Hier hat das Ganze hin und wieder auch einen kleinen Touch bzw. einen leichten Hang hin zum Black Metal, ist aber ganz tief im schwarzen Herzen doch im Death Metal verwurzelt.

Fesselnd, faulig und beklemmend. Die fahlen Reihen dicht geschlossen…

Mit „Totenzug – Funeral Hillscapes“ setzt sich der Zug langsam in Marsch. Dieser schwere Monolith ist vom Start weg doomig und faulig unterwegs und verströmt sofort eine seltsam morbide Faszination. Dann ziehen NEKROVAULT das Tempo auch mal an und bauen mächtig Druck auf. Und der mitunter zweistimmige Gesang scheint direkt aus der Gruft zu hallen. Das ist alles andere als Todesblei von der Stange, so viel ist rasch klar.

Slow Motion, Midtempo und Vollgas wechseln sich ganz gekonnt ab, NEKROVAULT haben etwas absolut Erbarmungsloses an sich. Es macht sich mehr und mehr ein beklemmendes Gefühl breit, und diesen Effekt erreicht die Band mit relativ sparsamen Mitteln, beeindruckend. Dazu gehören beispielsweise die immer wieder auftauchenden ostinaten Harmonien.

In „Psychomanteum – Luminous Flames“ findet man sogar mal einen regelrecht melodischen Part, quasi ein zartes Pflänzchen Hoffnung in diesem trostlosen Zug, der einen aber umgehend wieder einholt und regelrecht auffrisst. „Pallid Eyes“ hingegen stürmt relativ geradlinig nach vorne und wirbelt mit seinem Druck einmal quer durch den Totenzug. Doch der formiert sich dann umgehend wieder während des ruhigen Zwischenspiels „Serpentrance“. Und er setzt seinen Marsch schließlich mit „Basilisk Fumes“ unbeirrt fort, die fahlen Reihen wieder dicht geschlossen, als sei nichts gewesen.

Langsam aber sicher schreitet das Szenario auf den unaufhaltsamen Höhepunkt zu, den Untergang. „Eremitorium“ startet ziemlich chaotisch, bevor mehr und mehr Struktur sichtbar wird und ein treibender Beat die Prozession führt. Dann streuen NEKROVAULT sogar einen regelrecht beschwingt rockigen Part ein, hört hier vielleicht noch wer THE CURE heraus? Der scheint so überhaupt nicht zum Rest der Scheibe zu passen, macht aber komischerweise genau deswegen Sinn. Generell ist dies der mit Abstand abwechslungsreichste Song, sowohl in Bezug auf Tempo als auch auf Grundstimmung. Der Ausklang ist dann fast schon versöhnlich, der Totenzug endet, die Reise ist vollbracht.

NEKROVAULT bieten morbide Faszination

Das ist endlich mal wieder eine Scheibe, wo Musik und Cover zu 100% Hand in Hand gehen, die passen zusammen wie der Eimer und, naja. Und genau wie man in dieses beklemmende Cover richtig tief eintauchen kann, so verhält es sich auch mit der Mucke. Die zieht dich wie ein Strudel immer weiter in dunkle Tiefen.

„Totenzug: Festering Peregrination“ bietet wahrlich keine Mucke, die dich beim zweiten Durchlauf schon mitträllern lässt, aber sie drückt dich zu jeder Sekunde gnadenlos nieder. Man hat immer wieder mal das ungute und gleichzeitig wohlige Gefühl, die Scheibe könne einen im nächsten Moment vollends verschlucken. Doch stets wird man wieder ausgespien, es endet nie.

NEKROVAULT ist mit „Totenzug: Festering Peregrination“ ein Album gelungen, das in diesem Bereich und diesem Jahr erstmal getoppt werden muss. Die Bandbreite der Scheibe ist enorm, gerade angesichts der Tatsache, dass wir es hier mit einem sehr engen Spektrum zu tun haben. Das erreichen NEKROVAULT vor allem durch das Einstreuen diverser dezenter Farbtupfer, alle in Schwarz gehalten. Eine der intensivsten Scheiben seit langem. Dieser Zug ist zu Ende, der von NEKROVAULT nimmt gerade erst richtig Fahrt auf.

18.03.2020
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