Nekrarchon - Gehinnam

Review

Die griechischen Black Metaller NEKRARCHON kamen aus dem Nichts – und auf einmal waren sie da: Im Mai veröffentlichte das deutsche Kult-Death-Metal-Label F.D.A. Rekotz „Gehinnam“, das Debütalbum der Band. Demos, EPs, Splits oder sonstige Veröffentlichungen, mit denen Bands normalerweise vor einem Album auf sich aufmerksam machen, gab es zuvor nicht zu hören. Das ist allerdings ein Segen, denn so hat das Quartett aus Athen das Überraschungsmoment auf seiner Seite und haut vom Fleck weg ein Album auf den Markt, das sich keinesfalls hinter den Zweit- und Drittwerken manch‘ anderer Band verstecken muss.

„Gehinnam“: Isländische Hypnose statt griechischer Orthodoxie

Auf dem Programm steht leicht doomiger, überwiegend im Midtempo angesiedelter Black Metal mit orthodoxen Anleihen. Typisch griechisch-orthodox im Sinne solcher Bands wie ACHERONTAS, NECROMANTIA oder ACRIMONIOUS klingen NEKRARCHON dabei aber nur streckenweise. Stattdessen erinnert der hypnotische Midtempo-Sog oft an isländische Satansbraten wie SVARTIDAUÐI (nur ein bisschen) oder deren Sideproject SINMARA (bisweilen ziemlich stark), auch die ebenfalls aus Island beeinflussten Dänen SERPENTS LAIR sind dem Sound auf „Gehinnam“ nicht ganz fremd.

Allerdings tut man NEKRARCHON Unrecht, wenn man ihre Musik nur auf deren Einflüsse beschränkt, denn der griechische Vierer bietet auf „Gehinnam“ genug Charakter, um als eigenständig durchzugehen. Und damit nicht genug, die Band geizt obendrein nicht mit Höhepunkten, zum Beispiel gleich am Anfang mit dem dritten Track „Merge“, der sich hypnotisch durch sein disharmonisch angehauchtes Riffing wühlt, bevor im letzten Drittel ein melodischer Höhepunkt als Kontrast steht und Gänsenippel auf die vorher mit akustischen Rasierklingen zerschundene Haut treibt. „Consecration“ als astreinem Isländer-Gedenksong fehlt es zwar an Eigenständigkeit, dafür ist das Stück ein Atmosphäre-Brocken par excellence.

Und in „Eucharist“ kommt dann doch noch die griechische Orthodoxie à la ACHERONTAS zu tragen, neben typisch verspielter Melodik bietet der Song obendrein auch einen der wenigen Uptempo-Momente von „Gehinnam“. Dort fällt auf, dass der Schlagzeugsound in schnelleren Gefilden ziemlich plastikhaft klingt … aber nun, so viele gibt es davon auf dem Album nicht zu hören, insofern nur ein kleiner Kritikpunkt.

NEKRARCHON gehören auf die Beobachtungsliste

„Gehinnam“ ist kein ganz perfektes Album, kein Instant-Klassiker. Trotzdem gehen NEKRARCHON auf ihrem Debütalbum beeindruckend ausgefeilt und spannend zu Werke – wie oben schon geschrieben, nicht vielen Bands gelingt aus dem Stand so ein Album. „Gehinnam“ ist zähflüssig im besten Sinne, atmosphärisch, beinhaltet einen hypnotischen Sog wie ihn sonst nur Isländer hinbekommen, verleugnet aber auch nicht seine griechische Herkunft. Damit kommen NEKRARCHON noch nicht ganz an die Meisterwerke einiger ihrer Landsleute heran, aber für die Zukunft sollte man den Vierer aus Athen allemal auf dem Zettel haben. Und Fans von orthodoxem Black Metal sollten auch „Gehinnam“ definitiv schon einmal eine Chance geben.

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16.09.2016

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