Die wenigsten hätten vermutlich gedacht, dass die legendäre rumänische Ausnahmeband NEGURĂ BUNGET jemals wieder ein Album veröffentlichen würde. Schließlich kann es kaum einen größeren Verlust für eine Band geben als den viel zu frühen und plötzlichen Tod des Hauptsongschreibers. So entschieden sich die verbliebenen Mitglieder von NEGURĂ BUNGET 2017 nach dem Tod von Schlagzeuger Gabriel „Negru“ Mafa einen Schlussstrich zu ziehen. Sie gründeten die „Nachfolgebands“ DORDEDUH und SUR AUSTRU, welche für sich genommen eigene Fahrwasser beanspruchen. An den Erfolg von NEGURĂ BUNGET konnten aber beide nicht anknüpfen.
„Zău“ – Eine Überraschung
Dann geschah ein kleines Wunder für viele Fans: Die finale Besetzung von NEGURĂ BUNGET hat sich noch einmal in den Proberaum gesetzt, um ihrem verstorbenen Bandchef ein letztes Denkmal zu setzen. Die einzelnen Stücke basieren nämlich auf Demos von Mafa. Sie sollten ursprünglich die „Transsylvanien-Trilogie“ zum Abschluss bringen. Die auf dem Album verwendeten Drum-Parts hat Mafa zu Lebzeiten noch selbst eingespielt. Die verbliebenen Musiker haben die restlichen Demo-Stellen neu aufgenommen. Dass dabei nicht die ursprünglich eindringlichen Atmosphären wie bei dem Klassiker „Tău“ oder dem Vorgänger „Zi“ entsteht, sollte klar sein.
NEGURĂ BUNGET auf der Wanderung durch Nebeltäler
Das bedeutet natürlich nicht, dass es „Zău“ an jeglicher Atmosphäre mangelt. Im Gegenteil zieht einen der Opener „Brad“ über 15 Minuten hinweg in seinen ganz eigenen Bann. Und man kriegt ein Gefühl dafür, wie es wohl sein muss, durch nebelverhangene Tallandschaften Transsylvaniens zu wandern. Dennoch erzeugen gerade die härteren Passagen gemischte Gefühle. Die Produktion wirkt hier eher halbgar und fast steril. Was besonders schade ist, da man diese über das ganze Album gerechnet auf ein Minimum reduziert hat. Soll heißen, dass die Songs zum größten Teil aus atmosphärischen Keyboard-Soundwänden bestehen, die hier und da von verschleierten Gitarren- und Schlagzeugparts aufgelockert werden. Das ist natürlich ein mittlerweile elaboriertes Stilmittel im Atmospheric Black Metal geworden. Allerdings ist es für ein Aushängeschild wie NEGURĂ BUNGET besonders schade.
Reicht „Zău“ überhaupt als eigenes Album?
Angesichts der Produktionsumstände ist es natürlich nur allzu verständlich, dass man nicht 10 Minuten füllende Drum-Parts von Mafa zur Verfügung hat. Doch dadurch stellt sich die Frage, ob die Band es nicht bei den Demos hätte belassen sollen. Hätte es nicht gereicht, sie als eine Art „Bonus“ für hartgesottene Fans zu veröffentlichen, anstatt unter dem prestigeträchtigen Namen NEGURĂ BUNGET ein halbgares Werk vorzulegen? Lebt die „Transsylvanien-Trilogie“ nicht gerade davon, dass sie (bisher) eben nie vollendet worden ist? Damit ich nicht falsch verstanden werde: „Zău“ ist durchaus ein gutes Atmospheric-Black-Metal-Album, das Fans des Genres mit Sicherheit gefallen wird. Würde es eben nicht unter diesem legendären Trademark stehen.
(Anmerkung zum Video: Es handelt sich hier um eine stark gekürzte Version des eigentlichen Songs. Dieser ist ursprünglich über 15 Minuten lang.)
Nach dem ersten Hördurchlauf finde ich das Album hier richtig stark und tendiere fast, es als kleines Meisterstück anzusehen. Mal sehen ob sich das bei der nächsten intensiveren Beschäftigung, für mich bewahrheitet.