Im letzten Jahr gab es einige Wirrungen und Verwirrungen um NEGURA BUNGET, nachdem Hupogrammos und Sol Faur die Band verlassen hatten bzw. laut deren Version die Gruppe eigentlich aufgelöst wurde. Inzwischen hat nun jede Seite zuhauf Statements veröffentlicht, siehe hierzu auch unsere Interviews mit Negru sowie den beiden Ex-Mitgliedern. Doch es gibt auch erfreuliche Dinge aus dem Lager der neu aufgestellten Rumänen zu berichten: Das neue Album „Vîrstele Pamintului“ ist endlich da!
Selbstverständlich stellt sich nun die Frage, wie dieses neue Werk denn nun klingt, und ob Negru auch ohne die beiden bisherigen Mitglieder und Songwriter das gewaltige musikalische Erbe von NEGURA BUNGET fortführen kann. Um es gleich vorwegzunehmen. Ja, er kann! Auch „Virstele Pamintului“ ist von einer mystisch-magischen, spirituellen Aura umfasst, wie es alle bisherigen Werke der Rumänen waren… und sind. Ihrem intensiven, visionären Folk Black Metal Stil sind sie treu geblieben. So ist auch das neue Werk von diesem speziellen Charme NEGURA BUNGETs beseelt, welchen den Hörer fesselt.
Mal gewaltig aufwühlend wie das aggressive, fast schon dämonische „Ochiul Inimii“, mal meditativ hypnotisierend wie im sphärischen „Umbra“, dabei stets von einer düsteren Atmosphäre geprägt, halten die Stücke über die gesamte Albumlänge den Spannungsbogen stets oben, Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf. Selbstredend finden sich wieder allerhand Genrefremde Instrumente in den Klanglandschaften von NEGURA BUNGET wieder, seien es Flöten, Alphörner, Spinett oder Xylophon, hinzu gesellen sich untypische, verdammt starke Percussions-Einlagen, folkloristische Rhythmen, Sprechgesang und fragile, akustische Gitarrenpassagen. Doch auch der Black Metal in Form von sägenden Gitarren, einprägsamen melodischen Riffs, harscher Keifgesang und rasendes Schlagzeug Spiel. Und damit nicht genug, orientalisch anmutende Melodien oder viele atmosphärische, epische Keyboard-Teppiche zeugen von der kreativen Vielseitigkeit NEGURA BUNGETs.
Verglichen mit „Om“ wurde der schwarzmetallische Anteil nochmals etwas weiter zurückgeschraubt, die archaischen, folkloristischen Elemente sind nunmehr stärker präsent. Dabei ist „Virstele Pamintului“ ähnlich ideenreich wie der vielumjubelte Vorgänger. Negative Aspekte finde ich keine, lediglich der Gesang ist nicht ganz so perfekt gelungen, wenngleich richtig gut. Gänsehautmomente gibt es zuhauf. Der Wechsel im Line-Up hat der hohen Qualität keinen Abbruch getan.
Auch „Virstele Pamintului“ ist ein durch und durch starkes, tiefgründiges Album, welches zwar im Black Metal verwurzelt ist, aber dessen Grenzen eindeutig aufgrund des hohen Anteils rumänischer Folklore sprengt. Negru und seiner neuen Mannschaft ist ein beseeltes, unkonventionelles Werk geglückt, dessen faszinierende Spiritualität betört.
Also kreative Vielseitigkeit höre ich hier ehrlich gesagt nicht wirklich. Die Zutaten sind stets dieselben und die Umsetzung ebenso. Meiner Meinung nach wollen NEGURA BUNGET hier etwas erschaffen, was sie nicht rund hinkriegen. Das Album lahmt regelmäßig und wirkt für mich kompositorisch zusammengeflickt. Ich habe mehr Tiefgang und kompositorische Finesse erwartet. 5/10
Kuhglocken sind was für Seppel. Panföten was für Peruaner vor dem Stern Center. Knochenschütteln was für Wahrsagerinnen. Die Vocals, brrrr, die Gitarren flach, ein endloses Intro alles… Zu dörflich. Irgendwann will man mal raus aus dem Auenland, oder?
"Virstele Pamintului" ist ein Album, das sich nicht auf Anhieb erschließt. Außerdem muss man sich in diesen Klängen fallen lassen können, um das Album zu genießen. Für Zwischendurch also ist dieser Longplayer ganz und gar nicht geeignet. Abfeiern allerdings muss man dieses Werk jedoch auch nicht, denn dazu fehlt diesem Album dann doch das gewisse Etwas und ein wenig an Abwechslung.