Negativvm - Tronie

Review

Uff! Manche Alben sind einfach schwer zu besprechen. Kein häufig auftretendes Problem, aber eins, das mich doch des öfteren heimsucht. „Tronie“ ist ein solches. Nicht weil es schlecht ist, nicht weil es gewöhnlich ist und schon gar nicht, weil es nicht viel darüber zu erzählen gibt, und doch irgendwas hat es an sich, dass einem die Worte vorerst im Halse stecken bleiben.

NEGATIVVM haben also schon mal einen ziemlichen Brocken abgeliefert und inzwischen lief das Album schon unzählige Mal. Trotzdem bin ich des Albums nicht überdrüssig geworden. Im Gegenteil, die vielen Details, die „Tronie“ so spannend machen, entdeckt man erst nach intensivem Genuss, und das, obwohl es auch oberflächlich eine gute Figur macht. Der leichte Weg wäre nämlich, NEGATIVVM in eine Ecke zu stecken. Die fünf Bielefelder spielen Black Metal, erinnern zeitweise an EÏS (früher GEÏST) zu „Patina“-Zeiten und experimentieren in „Chöre aus Gold“ auch mal mit BERGRAVEN-Riffing, aber ist damit schon alles gesagt? Nein, zwar sind NEGATIVVM mit Sicherheit keine Avantgardisten, aber auch weit davon entfernt, ausgelutschte Ideen wiederzukäuen. „Tronie“ ist also keine Wiederholung längst vergangener Heldentaten und auch kein Hort der Innovation, sondern ein Werk, das auf Altes aufbaut, es vermischt und am Ende doch etwas Eigenständiges ausspuckt. Mit vielen Samples, Tempowechsel, sehr charakteristischen und intensiven Vocals arbeitet sich die Band durch fünf Stücke und lässt in den Details noch einige Ambientparts (übrigens von Falk (FLUORYNE) beigesteuert) als weiteren Stimmungseckpfeiler erkennen. Noch dazu lassen NEGATIVVM immer wieder aufhorchen, wie z.B. beim tiefen Klargesang im Opener “Lingchi”. Leider stoßen mir die häufig verwendeten Samples schlussendlich doch etwas auf, an dieser Stelle wäre weniger mehr gewesen.

Aber auch das trübt die entdeckungsreiche „Tronie“ nur ein wenig. Denn bereits der oberflächliche Eindruck ist gut, in der Folge wird es aber immer besser. Die Hülle aus rauem, manchmal ungestümen Black Metal weicht bei jedem Durchlauf einem ausgereiften, verspielten Album und ist trotz aller Tradition eben nicht engstirnig. Am Ende habe ich also doch noch Worte für ein starkes Debütalbum gefunden, das es obendrein noch kostenlos auf der Bandhomepage (http://www.negativvm.de/) zum Download gibt – also worauf wartet ihr noch?

02.12.2011

Chefredakteur

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