Nefacio - Live In Neuss

Review

Nach nur einem Studiowerk liefert Wolf „Baba“ Hail (ex-INGRIMM) unter dem Banner seines Projekts NEFACIO bereits eine Live-CD ab. Das erscheint zunächst ungewöhnlich, erweist sich aber angesichts des experimentellen Band-Konzepts als durchaus interessant.

Im Kern bestehen die NEFACIO-Stücke nur aus Babas Bass und Gesang, sowie meist einem Schlagzeug. Darauf aufbauend arbeitet der Künstler immer wieder mit anderen Musikern zusammen, wodurch die Songs ständig aufs Neue an die jeweilige Besetzung angepasst und variiert werden. „Live in Neuss“ vereinigt vier Konzertausschnitte auf einem Silberling, die in unterschiedlichen Besetzungen im inzwischen geschlossenen „Stiftskeller“ und dem „Greyhound Pier 1“ in Neuss aufgezeichnet wurden.

Bei den ersten drei Stücken spielt Wolf Hail mit Gitarrist Oliver Schneiß und Drummer Andi Breitwieser zusammen, darauf folgen drei Stücke mit Trommler Manni von Bohr und Multi-Instrumentalist Christian „Hardy“ Hadersdorfer (Flöte, Drehleier, Dudelsack). Die nächsten drei Stücke präsentiert Baba als Duo mit Drummer Andi Breitwieser, bevor er die letzten beiden Songs ganz alleine zum Besten gibt.

Entsprechend abwechslungsreich ist auch das klangliche Erscheinungsbild der Stücke. Neben acht Songs des NEFACIO-Debüts „Lauf!“ finden sich auch drei Interpretationen traditionellen Liedguts. „Villeman Og Magnhild“, „Ai Vis Lo Lop“ und „Des Geyers Schwarzer Haufen“ werden dabei deutlich anders interpretiert, als man sie möglicherweise von anderen Mitellalter-Bands kennt, behalten aber zweifellos ihren Reiz.

Überhaupt schafft es Wolf Hail ein überraschend vielschichtiges Klangbild aus dem so reduziert erscheinenden Grundkonzept der Band herauszuholen. Der Bass entfaltet als melodiegebendes Instrument ungeahnte Qualitäten und die Kompositionen können keine Schwächen hinter einer opulenten Instrumentierung verstecken, sondern müssen im Kern einfach funktionieren.

Zugegeben, nicht jeder dürfte mit der Musik von NEFACIO etwas anfangen können, wer sich jedoch auf das spannende Konzept einzulassen bereit ist, der findet hier eine würdige Live-Inkarnation von Songperlen wie „Der Weg“, „Kerkerblues“ oder der abschließenden „Hymne“. Das ein oder andere Stück darf man zwar unter dem Strich als zu kitschig empfinden und die Produktion ist zweifellos etwas trocken geraten, die Live-Atmosphäre stimmt dennoch.

02.01.2014

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