Ja, ich gebe zu: Ich musste lachen.
Aber nicht, weil „Lauf!“ etwa ungewollt schlecht ist – das Album ist genau das, was es sein möchte. Ein Mittelalter-Hörspiel, abwechselnd mit Sprechpassagen und eigentlichen Songs. Die Story soll hier nur kurz angerissen werden: Ein Spielmann wird von der Obrigkeit gezwungen, nach dem Tod seines Vaters dessen Beruf auszuüben – den des Henkers. Als er sich weigert, die Unglücklichen zum Schafott zu führen, wird seine kranke Mutter eingekerkert und ihm ebenfalls mit dem Verlies gedroht und so weiter und so fort. Das hört sich noch gar nicht so trashig an, ist es aber. Vor allem, da Baba Hail, das einzige feste Mitglied von NEFACIO, zwar eine markante Stimme hat, seine Gesangs- und Hörspielpassagen aber ziemlich hölzern wirken. Nicht zuletzt wegen der völlig kunstfreien Texte.
Auf der anderen Seite stehen die eigentlichen Songs, und auch hier musste ich lachen: Medieval Folk soll das Ganze sein. Und es klingt, als wenn Flea von den RED HOT CHILI PEPPERS eine Mittelalter-Soloplatte machen will. Der Grund: Die Instrumentierung besteht einzig aus Schlagzeug, Bass und Gesang, alles eingespielt von Mr. Baba Hail, und alles ziemlich gediegen. Das Schlagzeug vielseitig, der Viersaiterbass funkig und komplex, die Stimme markant. Drehleiern, Pfeifen und Dudelsäcke bleiben komplett außen vor, und einzig die kurzen Gastspiele von u.a. Bodenski (SVBWAY TO SALLY), Der Morgenstern (ex-IN EXTREMO) und Buzz Dee (KNORKATOR) sorgen für einen Ausbruch aus diesem Schema.
Und das alles ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil die Songs nur selten eingängig sind, dafür aber ungeschlacht und ein wenig unfertig wirken. Wie gesagt: Die Musik ist rhythmisch, wogegen die Texte völlig reimfrei sind und Baba Hail auf jegliche Phrasierungen verzichtet. Das klingt bestenfalls interessant. Segen aber, weil mir aus diesem Genre noch nichts Vergleichbares untergekommen ist. Positiv ausgedrückt, geht „Lauf!“ dann eben als originell durch, ein Album, an das man sich auch in einiger Zeit noch erinnern wird. Wenn auch nicht direkt wegen der Songs. Ob man sich aber mit Grausen oder einem Lachen erinnert, muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Wie gesagt, kein Spott, aber ich musste lachen.
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