Das extravagante Artwork und der Titel wecken Assoziationen mit Buddhismus, Hinduismus und anderen Inkarnationen fernöstlicher Philosophie. Dabei sucht man jedoch die entsprechend exotische Klangkulisse auf „Siamese God“ vergeblich. Das Quintett stammt eben „nur“ aus Griechenland und hat seine musikalische Sozialisation ohrenscheinlich auf einer sehr westlichen Rockmusik-Basis erlebt. Offensichtlich liebt es die Gruppe aber, den aufmerksamen Zuhörer auf eine falsche Fährte zu schicken. Die neun Stücke unterscheiden sich so stark voneinander, dass man immer dann, wenn man den Bandsound endlich durchschaut zu haben glaubt, eine neuerliche Überraschung erlebt.
Für Abwechslung ist also gesorgt. Da meint man stellenweise („Lie Before You Sleep“) eine Alternative-Rock-Truppe mit Metalcore-Einschlag vor sich zu haben, während andernorts mit Industrial- und Thrash-Riffs („Seen“) alles niedergewalzt wird. Und zwischendurch findet sich sogar noch Zeit für eine absolut radiotaugliche Ballade („Inbetween“). Die Stärke von NEED zeigt sich darin, dass es ihnen gelingt, aus diesen vielschichtigen Elementen neun knackige und überzeugend arrangierte Songs zu konstruieren. Der Sound wirkt schön aufgeräumt und trotz einer immensen Detailfülle keineswegs überladen.
Verbesserungswürdig ist neben der etwas mageren Produktion noch der stellenweise arg schwachbrüstig wirkende Gesang, der allerdings die ruhigeren Passagen mit viel Gefühl stark aufwertet. Auch das Riffing wirkt auf die Dauer zu unspektakulär und lässt echte Highlights vermissen. So findet man auf „Siamese God“ neun gutklassige Stücke, die noch nicht optimal umgesetzt werden, im Hinblick auf die Zukunft der Band jedoch absolut vielversprechend klingen.
Unter http://www.myspace.com/siamesegod kann man sich übrigens das komplette Album kostenlos anhören und als schicke Digipack-Version bestellen. Die Katze im Sack muss hier also niemand kaufen.
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