Kurzer Exkurs ins Nahrungsgewerbe: Warum werden wohl derzeit so viele Chips einer bekannten Marke mit Currywurst-Geschmack verkauft, Schokolade die nicht nach Kakao, sondern nach Kokos schmeckt oder Erdnüsse mit einem Knuspermantel, der schon drei Meter gegen den Wind nach konzentriertem Gurkenwasser riecht? Im Wesentlichen wohl zunächst, weil es eine Abwandlung von der Norm ist. Wenn das Ganze dann auch noch ganz passabel schmeckt, dann haben wir es meistens mit etwas richtig Feinem zu tun. Ähnlich verhält es sich mit der neuen Platte der Schweden NECROVATION. Dem runzeligen Genre des urklassischen Elchtodes verschrieben, ist das Grab dieser Spielart eigentlich mehr als komplett ausgehoben, wobei überdies noch etliche Renaissance-Kapellen sich in ebendieser Grube austoben. Da bleibt schließlich nichts anderes übrig, als zumindest mit einem Auge mal über die Grenzen hinauszuschauen.
Das machen die Jungs aus Kristianstad auf ihrem selbstbetitelten Debüt richtig gut und setzen ihrem soliden Old-School-Death-Metal somit ein Krönchen auf, das mit einem ungewöhnlich anderen Beigeschmack daherkommt. Die Grundausrichtung des Quartetts bleibt essentiell. Auch wenn NECROVATION mit ihrem Opener “Necrovorous Insurrection“ losscheppern wie die Museumsfeuerwehr, täuscht dieser sekündlich erste Eindruck und mit längerer Dauer drängt sich dann doch eher die Wahrheit auf, dass die Schweden unheimlich oft auf die Bremse treten, langsamer und beschwörender agieren. Mit vielen saitentechnischen Einflüssen aus traditionellem Heavy Metal bis hin zu Thrash Metal der älteren Sorte, entsteht eine eigentlich bunte Mixtur, die in ihrer Gesamtheit hingegen alles andere als Farbenfröhlichkeit darstellt.
Dazu trägt auch ganz wesentlich der obskur makabre Gesang von Sänger Seb bei, der die gesamte Scheibe mächtig verdunkelt. Abseits der dennoch natürlich hauptsächlich todesmetallischen Stücke, bildet das Instrumental “The Transition“ einen Höhepunkt auf der Platte, indem es durch akustische Gitarren sehr lange düstere Spannung aufbaut, um dann mit melodischen Klängen das Finale einzuläuten. So gelingt es NECROVATION ein mächtiges Gesamtwerk zu weben, das vor allem nicht allein nur explosionsartig knallende Songs parat hält. Viel mehr spinnen die Jungs auch atmosphärisch enorm dichte Maschen, was für urigen Death Metal aktuell nicht unbedingt die Norm ist. Uralt-Gebombe mit Neuheitswert – wenn das mal nichts ist?!
Kommentare
Sag Deine Meinung!