Necrony - Pathological Performances

Review

Es ist mal wieder an der Zeit einem unstrittigen Klassiker zu huldigen. Zwölf Jahre hat das erste und einzige vollwertige Album von NECRONY nun auf dem Buckel, darf aber bis heute als richtungsweisend und innovativ gelten. Den Ideenreichtum und die sprudelnde Kreativität, die auf „Pathological Performances“ herrschen, hat bis heute keine weitere vergleichbare Death Metal Band mehr erreicht. Aber vielleicht bedarf es ja tatsächlich etwas mehr, um so ein Album aufzunehmen?

Dabei waren sie alle: Johan Axelsson (ex-ARCH ENEMY, NONEXIST, HEARSE) und Dan Swanö (ich erspare mir Referenzen), die beide Gastvocals beisteuerten, oder Anders Jakobson und Rickard Alriksson, die bereits 1992 ein Sideproject aus dem Boden stampften, das unter dem Namen NASUM für Furore sorgen sollte. Fruchtbar war sie, die Gegend um Örebro, und der Dunstkreis um Dan Swanö sowieso. Und diese Fruchtbarkeit schlug sich auf „Pathological Performances“ nieder.

Vordergründig ist die Scheibe eindeutig von den frühen CARCASS inspiriert, vor allem was das Spiel mit den langsameren Teilen und den kontrastierenden schnellen Blasts angeht. Zusammen mit den total überzeichneten, und fast schon karikaturistischen Klospülungs-Harmonizer-Vocals ergibt das eine Pathologen-Grind-Scheibe, die für die schwedische Szene dieser Tage nicht gerade repräsentativ war, zumal Bands wie ENTOMBED, UNLEASHED und DISMEMBER im Osten und EUCHARIST, AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und dergleichen im Westen des Landes die Stile prägten, für die das Land der Elche heute noch berühmt ist. Zwar geographisch irgendwo zwischen diesen beiden Polen zu finden, lagen NECRONY musikalisch jedoch um einiges abseits der Schiene ihrer Landsleute, neben deren Alben ihre „Pathological Performances“, wie auch die vorangegangene 2-Track-7″ „Mucu-Purulent Miscarriage“, wirken wie die schmutzigen kleinen Problemkind-Brüder.
Die Scheibe allerdings als reines Deathgrind Album im eigentlichen Sinne abzutun, würde dem ganzen bei weitem nicht gerecht! Denn neben akustischen Jazz-Gitarren („Ocular Obliteration“) halten tatsächlich auch Flötenklänge(!) Einzug in Songs wie „Accumulation Of Exudate“ (rückwärts gespielt) oder „Acute Pyencephalus And Cerebral Decomposure“. Und diese Elemente dienen nicht nur dem schnöden Intro-Aufhübschen, sondern haben teilweise sogar melodietragende Funktion. Freilich prägen diese kurzen Einsprengsel den Sound nicht, verleihen der Scheibe aber dennoch eine unverkennbare Frische und einen Abwechslungsreichtum, der vielen Releases heutzutage einfach total abgeht. Und selbst ohne diese Mätzchen wäre „Pathological Performances“ auch heute noch ein Top-Album, denn die Mischung aus kaltschnäuzigem Groove, rücksichtslosen Schredderparts und teilmelodischen, von heute klassisch zu nennendem Schwedentod inspirierten Stellen funktioniert einfach tadellos. Dazu wird das Material von zahlreichen Breaks jeglicher Gleichförmigkeit enthoben und strotzt nur so vor Energie.

Wer auf Bands wie GENERAL SURGERY, MUCUPURULENT, COCK AND BALL TORTURE oder GUT steht, traditionellem Elchtod aber auch etwas abgewinnen kann, nicht zwingend irgendwelche Porn-Intros zum Glücklichsein braucht, und diesen Schatz aus irgendeinem unerfindlichen Grund noch nicht kennen sollte, dem sei „Pathological Performances“ uneingeschränkt empfohlen.

Da die Originalversion bereits seit Jahren vergriffen ist, haben Poserslaughter vor einigen Wochen diese Perle zusammen mit der „Necronycism“ Cover-EP, der „Mucu-Purulent Miscarriage“ 7″ und dem „Severe Malignant Pustule“ Demo neu aufgelegt. Zwar gehören die Verantwortlichen für die Covergestaltung gevierteilt (weshalb ich hier auch das Originalcover verwendet habe), der Inhalt wiegt diese Blasphemie aber mit Leichtigkeit wieder auf.

01.03.2007

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