Wenn allgemein von Black Metal gesprochen wird, schielen viele vorrangig auf die sich in den 90er Jahren herausgebildete Szene in Norwegen. Puristen des Genres gehen sogar so weit, diese als die einzig wahre und Bands anderer Herkunftsländer eher stiefmütterlich zu behandeln. Dabei wird aber allzu gerne vergessen, dass in Sachen Black Metal vor allem Bands und Künstler aus England einen prägenden Einfluss auf die Szene genommen haben. Und das schon lange vor den Norwegern. Ohne VENOM gäbe es das Genre in dieser Form gar nicht. Und auch andere Bands wie CRADLE OF FILTH (ja, die haben mal Black Metal gemacht), AKERCOCKE, FEN, ANAAL NATHRAKH, WINTERFYLLETH, NINKHARSAG und im weitesten Sinne SVALBARD zeigen, wie vielseitig dieses Genre ausgelebt werden kann. Mit NECRONAUTICAL mäandert seit 2010 eine weitere Band durch den britischen Underground, die vor allem für CRADLE OF FILTH zunehmend gefährlich werden könnten.
„Slain In The Spirit“ – Fortschritt durch harte Arbeit
Denn wie keine andere Band des melodischen Black Metals versuchen NECRONAUTICAL sich selbst zu übertreffen und die starren Grenzen des Genres zu erweitern. Ähnlich wie auch CRADLE OF FILTH schaffen sie das, indem sie immer wieder melodische Elemente in ihre Songstrukturen aufnehmen, ohne dabei aber Härte einzubüßen. Auch auf ihrem neuen Album “Slain In The Spirit” halten sie diese Melange nicht nur aufrecht. Sie erweitern sie sogar noch um Elemente des Death Metals.
Die Mischung macht es
Dadurch erzeugen NECRONAUTICAL auf “Slain In The Spirit” eine erfrischende Dynamik, die die Vorgängeralben noch vermissen ließen. Schon der Opener ist eine klare Kampfansage an die Konkurrenz. Neben den obligatorischen Streichern gesellt sich auch weiblicher Soprangesang (durch die hervorragende Vickie Harley) zu den beinharten Riffs. Dadurch möchte man fast glauben, man hätte es hier mit den ItalienerInnen von FLESHGOD APOCALYPSE zu tun. Nur dass “Ritual & Recursion” weniger übertrieben bombastisch, dafür aber weitaus dynamischer ausfällt.
NECRONAUTICAL – Die neuen Thronerben?
Mit “Slain In The Spirit” zeigen NECRONAUTICAL nicht nur, was für gigantische Fortschritte sie gegenüber “Apotheosis“ aus dem Jahr 2019 gemacht haben. Das Quartett aus Manchester beweist auch, dass es den Meisterbrief für Technik verdient hat. Vor allem Naut, der auch Gitarrist bei WINTERFYLLETH ist, zeigt sich als Tausendsassa: Er ist Keyboarder, Gitarrist und Sänger in einer Person. Progressive Elemente kommen ebenfalls nicht zu kurz und werden intelligent in die Songstrukturen eingewoben.
Bei Songs wie “Occult Ecstatic Indoctrination”, “Slain In The Spirit” (Vor allem das Finale!), dem an OPETH erinnernden “Hypnagogia” oder dem klaren Albumhöhepunkt “Necropsychonautics” mag man aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen. CRADLE OF FILTH mögen sich mit ihrem neuen Album “Existence Is Futile“ zwar wieder gefangen haben, doch NECRONAUTICAL haben ihnen mit “Slain In The Spirit” deutlich den Rang abgelaufen und zeigen, dass sie die einzig wahren Erben von Dani Filth sind. Auch die schwedische Vorzeigeband MEPHORASH sollte sich ganz warm anziehen.
NECRONAUTICAL sind (fast) auf dem Weg zur Bestnote
Dieses Album muss erst einmal verdaut werden. NECRONAUTICAL haben hier einen äußerst deftigen Brocken melodischen Blackened-Death-Metal vorgelegt, der seinesgleichen sucht. Hier stimmt fast alles: Die Kompositionen, technische Finesse, eine ausgewogene und druckvolle Produktion, Operngesang zur gelegentlichen Auflockerung, brachiale Black-Metal-Passagen und progressive Elemente. Wenn man NECRONAUTICAL etwas vorwerfen möchte, dann vielleicht, dass es manchmal etwas zu viel des Guten ist. Ein paar ruhigere Elemente zum Durchatmen (wie es in etwa MEPHORASH machen) hätten für noch mehr Abwechslung gesorgt. Auch das Finale “Death Magick Triumphant“ zündet angesichts der vorangegangenen Songs nicht ganz.
Doch das ist Meckern auf höchstem Niveau. Wer es durchgehend deftig, vielschichtig und opulent mag, wird hier ein mehr als deutliches Meisterwerk in den Händen halten. Und Besitzer des physischen Tonträgers erhalten noch ein besonderes Schmankerl: Eine ganz eigene Cover-Version von SLAYERs “Disciple“, die sich erstaunlich gut in das restliche Album einfügt.
habe versucht das das ganze Album zu hören, aber bei so viel Opulenz ist man recht schnell nur noch genervt , wer genannte Bands aus UK mag, für den wird das hier wahrscheinlich eine Offenbarung sein, ich bin da raus
Ich finde die Mucke an sich echt gut, muss ich sagen. Tatsächlich wie ein Mischung aus Cradle of Filth und Anaal Nathrakh und vermutlich noch irgendwas anderem. Tendenziell also eher over the top.
Dieser fast permanente Keyboard-Teppich ist eben der Liebestöter bei der ganzen Geschichte. Da bleibt nicht mehr viel mit Kontrast und Dynamik. Summenkompressor heftig am Regeln. Ohren ermüden schnell. Mix wirkt eher klein und in den Hintergund gerückt.
Das mag bei „…Nightside Eclipse“ noch funktioniert haben, aber jetzt haben wir 2021. 🙂
Trotz allem: mittlerweile bin ich beim letzten Song (Youtube), und irgendwie haben sie mir substanziell alle getaugt.
Mal eine vorsichtige 7/10 (nicht in Stein gemeiselt).
Rang abgelaufen? Okay Geschmäcker sind verschieden…
Ganz schlimm.Sind die gecastet?Wer hört sowas?Musste beim ersten Song lachen😂.Ganz furchtbares Songwriting,der Sänger ist das Grauen,und dieses Keyboard 🤣🤣🤣🤣..na ja,unfassbar.Wofür sind die 9 Punkte,jetzt mal ohne Scheiss?
Ich find’s auch etwas zu viel „bells & whistles“ und zu wenig Substanz.
Die Bewertung ist durchaus gerechtfertigt. Das Album geht gleich gut ins Ohr. Der stellenweise eingesetzte hohe Operngesang im Hintergrund verleiht dem Ganzen Eigenständigkeit. Handwerklich gut gemacht. Erinnert schon an Cradle of Filth, klingt aber besser, was die die letzten Jahre zu Stande gebracht haben.
>Das Album geht gleich gut ins Ohr.<
Ja, gut für Leute, die gerade anfangen sowas zu hören oder Casual-Hörer und Qualität in dieser Hinsicht noch nicht richtig beurteilen können. Klingt zwar etwas arrogant, aber das muss ja kein Widerspruch zu den Fakten sein. 🙂
Was für die Melo BM Fraktion die nach nix besonderem suchen.