Necronaut - Necronaut

Review

Vor seinem Ausstieg bei DISMEMBER war Fred Estby Hauptverantwortlicher für ihr musikalisches Schaffen einschließlich Göttergaben wie „Like An Everflowing Stream“ bis hin zu seinem letzten Album unter diesem Banner, „The God That Never Was“. Danach wurde es Still um den Schlagzeuger. Bis heute.

Mit einem Werbetechnischen Kanonenschlag melden sich Estby und sein neues Projekt NECRONAUT zurück. Ein Album, vom Meister selbst im Alleingang komponiert und eingespielt, veredelt mit Gastbeiträgen von ungefähr jedem gegenwärtig relevanten Metalmusiker. Fred Estby macht den Dave Grohl des Death Metal, der mit seinem vergleichbar gearteten Projekt PROBOT vor einigen Jahren für Furore sorgte. Doch statt Lemmy und Wino geben sich für NECRONAUT Menschen der Größenordnung Chris Reifert (AUTOPSY), Nicke Andersson (HELLACOPTERS, DEATH BREATH), Erik Danielsson (WATAIN), JB (GRAND MAGUS), Hellbutcher (NIFELHEIM) und unzählige weitere, die Ehre. Auch wenn die meisten der prominenten Gäste Schweden sind, ist die logistische Aufgabe, in einem Aufnahmeprozess so viele aktive Musiker zu versammeln schon beachtlich.

Das musikalische Fundament der Stücke hingegen ist weniger aufsehenerregend. Estby war nun mal Jahre lang DISMEMBERs Songwriter und das wird er so schnell auch nicht abschütteln können. „Necronaut“ verschweißt daher auf ganz ähnliche Art AUTOPSY mit IRON MAIDEN, allerdings fehlen im Gegensatz zu seiner alten Band, Abwechslung und die schönen NWOBHM-Gitarrenduelle. NECRONAUT ist, rein aus musikalischer Warte betrachtet, ein bisschen langweilig: Mid- bis Up-Tempo-Death-Metal im typischen Sunlight-Sound kaum spektakuläres Riffing oder aufsehenerregende Hooks. Generell geht er noch ein kleines bisschen mehr als seine Ex-Band in der Zeit zurück, viel in seiner musikalischen Handschrift gemahnt an eine Zeit, als Heavy Metal noch gar kein Begriff war. Das ist sympathisch, kommt allerdings im Gewand der sehr monotonen Gitarrenarrangements nicht wirklich glaubwürdig rüber. Prinzipiell eher enttäuschend also, aber genau hier kommen die Gäste ins Spiel.

Was das Hörvergnügen der zehn Stücke ausmacht, sind einzig und allein ihre Beiträge zum Gesamtbild. Mit dem Booklet in der Hand hört man sich Stück für Stück an, um nachvollziehen zu können, wer da gerade was tut. Eine Safari durch den schwedischen Extrem-Metal-Dschungel im sicheren Vehikel von Estbys bequemen Songwritingfähigkeiten. Und dabei gibt es einiges zu entdecken. Ganz vorn sicherlich JBs kräftige Strophen mit Ohrwurmcharakter in „Soulside Serpents“, Nicke Anderssons 60s-Psychedelic-Vocals in „Towers Of Death“. Und Tompa Lindberg zu hören (Im totalen Retro-Song „Rise Of The Sentinel“) tut auch jedes mal gut. Erstaunlich blass hingegen: Chris Reifert und Erik Danielsson, die zwar beide zu den absoluten Top-Stimmen des Death- und Black Metal gehören, ihre Arbeit hier aber reichlich uninspiriert verrichten. Auch die beiden NIFELHEIM-Recken Tyrant und Hellbutcher geben sich für das ohnehin eher lahme „In Dark Tribute“ nicht wirklich Mühe.

Generell ist „Necronaut“ ein unterhaltsames Unterfangen. Das verdankt die Platte allerdings ausschließlich der illusteren Runde seiner Gäste an Mikrofon und stellenweise Leadgitarre und nicht der Musik selbst, die häufig langweilig und uninspiriert anmutet. Estby bewegt sich hier nicht weit genug von DISMEMBER weg, ohne deren Klasse auch nur ein Mal zu erreichen. Als schwedische Metalsafari ist NECRONAUT trotzdem interessant.

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04.10.2010

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