Nebelung - Mistelteinn (Neuaufnahme 2016)

Review

Im Jahr 2005 veröffentlichte die Bonner Neofolk-Band NEBELUNG ihr Debütalbum „Mistelteinn“. Das Album ist längst ausverkauft und nur noch zu wuchernden Preisen über Zweitanbieter zu haben, was einer der Gründe ist, weshalb die Band das Album nun komplett neu aufgenommen und wiederveröffentlicht hat. Doch „Mistelteinn 2016“ ist nicht einfach nur eine Neueinspielung des Originalalbums, und es ist auch keine Verschlimmbesserung, wie es zum Beispiel DIMMU BORGIR mit „Stormblåst“ gezeigt haben. Nein, „Mistelteinn“ ist in seiner neuen Version quasi ein anderes Album als das Original, denn es zeigt die sechs Kompositionen von 2005, wie sie klängen, wenn NEBELUNG sie anno 2016 nicht nur neu aufgenommen, sondern geschrieben hätten.

„Mistelteinn“ in Form der neuen NEBELUNG

Das grandiose 2014er-Album „Palingenesis“ deutete es an: NEBELUNG haben sich längst von den Klischees der Folk-, Neofolk- und Darkfolk-Szene abgesetzt, 2014 zeigten sie sich zutiefst emotional, technisch nahe der Perfektion und mit einem beispiellosen Händchen für Kompositionen, die unter die Haut gehen. „Mistelteinn“ ist in seiner 2016er-Version nun in eine ähnliche Richtung gedreht worden, wenngleich eines der Hauptmerkmale von „Palingenesis“ – der zurückgenommene, lediglich die Instrumente unterstützende Gesang – auf „Mistelteinn“ nach wie vor fehlt. Das ist gleich einer großen Kritikpunkte, die man an „Mistelteinn 2016“ anbringen kann: Der Gesang steht für die neuen NEBELUNG zu sehr im Vordergrund, das Konzept, das 2014 noch so hervorragend funktionierte, geht so nur bedingt auf.

Nicht so grandios wie 2014

Das liegt daran, dass der Gesang von Stefan Otto teils sehr gewöhnungsbedürftig ist. Nicht schief, nicht schlecht – gewöhnungsbedürftig; in seiner tiefen, warmen Klangfarbe zu eingeschränkt. Damit steht der Gesang zu sehr im Kontrast zur abwechslungsreichen, melodischen Instrumentalfraktion, nimmt ihr die emotionale Wucht, die in den instrumentalen Momenten des Albums durchaus vorhanden ist. Das ist schade, denn hätten NEBELUNG „Mistelteinn“ komplett in die Richtung umgelenkt, die sie 2014 mit „Palingenesis“ eingeschlagen haben, dann hätte ihnen ein weiteres großes Neofolk-Werk gelingen können. So ist „Mistelteinn“ in seiner 2016er-Variante zwar durchaus hörenswert, aber nur in den instrumentalen Parts mit wirklich großen Momenten gespickt.

03.08.2016

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