Nebelkrähe - Der Flaneur (Single)

Review

Wo gibt’s denn sowas? Eine eher experimentelle Black Metal-Band, die eine Single veröffentlicht? Nein, wir sind hier nicht in Norwegen und NEBELKRÄHE sind (zum Glück!) auch nicht SATYRICON, sondern eine Münchner Band, die gute Gründe für die Veröffentlichung von „Der Flaneur“ hat.

Nachdem der Fünfer (nicht nur) mich mit ihrem 2009 in Eigenregie veröffentlichten Debut „entfremdet“ begeistern konnte, hielt sich die Begeisterung auf Labelseite zumindest soweit in Grenzen, dass NEBELKRÄHE auch heute – den Nachfolger „Lebensweisen“ in den Startlöchern – ohne Deal dastehen.

An dieser Stelle kommt nun „Der Flaneur“ ins Spiel: Die auf 77 Exemplare limitierte und ebenfalls in Eigenregie veröffentlichte Single soll die Eigen-Finanzierung von „Lebensweisen“ erleichtern. Die Einnahmen aus dem Verkauf „Der Flaneur“s gehen in die Pressung des Albums – und mehr noch, jeder Single-Käufer kann bei Bestellung des Albums bei der Band direkt die Single zum Preisnachlass geltend machen.

Nach dieser langen Vorrede komme ich nun endlich zu des Pudels Kern: Neben dem Titeltrack (ohne Zweifel der stärkste Song der Single) enthält „Der Flaneur“ mit „Das Karussell“ und „Macht & Ohnmacht“ zwei weitere Songs des kommenden Albums – ein Appetizer par excellence sozusagen. Als Schmankerl gibt es eine Live-Version von „Über den Fluss hinweg“ zu hören, welche wohl auf keiner anderen NEBELKRÄHE-Veröffentlichung zu finden sein wird.

Und was für ein Appetizer das ist! Der glasklare, druckvolle Sound von Christoph Brandes (Iguana Studios, u.a. IMPERIUM DEKADENZ) leistet einen großartigen Job darin, die vielen vielen Elemente der NEBELKRÄHEschen Welt in den Fokus zu rücken. So erklingen im Titeltrack wunderbare Streicher, tolle Clean-Gitarren, aber auch im sperrigen „Das Karussell“ gibt es mit vertrackten, teils gegenläufigen Gitarren einiges zu entdecken, während „Macht & Ohnmacht“ durch seine elegische Ausrichtung und Klavierklänge zu gefallen weiß. Insgesamt kann ich im Vergleich zu „entfremdet“ zwei Dinge feststellen: NEBELKRÄHEs musikalisches Vokabular ist weiter gewachsen, ihre Musik demnach noch fordernder; sie schaffen es dennoch, ihrer Vision einen kohärenteren, prägnanteren Ausdruck zu verleihen.

Ob man das Live-Stück jetzt unbedingt gehört haben muss, wage ich nicht zu beurteilen – ich persönlich jedenfalls kann gut darauf verzichten. Wer sich aber einen Eindruck davon verschaffen will, was die Avantgarde-Black Metal-Welt mit „Lebensweisen“ erwartet, und gleichzeitig ein gutes Werk tun will, sollte sich mit der Bestellung beeilen. Ganz ehrlich wünsche ich der Band aber eher, dass endlich ein Label auf sie aufmerksam wird und „Lebensweisen“ einem größeren Publikum vorstellen kann.

14.10.2012

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