Neal Morse - Songs From November

Review

NEAL MORSE, ehemals Frontmann der Progressive-Rock-Heroen SPOCK’S BEARD und derzeit bei TRANSATLANTIC involviert, hat mit „Songs From November“ ein weiteres Soloalbum aufgenommen, wenngleich ein für ihn ungewöhnliches. „Songs From November“ ist einfach ein Pop-Rock-Album ohne progressive Ambitionen, aber auch mit reduziertem christlichen Sendungsbewusstsein, das ja seine Werke in den letzten zwölf Jahren im Überfluss auszeichnete. Was den Titel des neuen Albums angeht, ist ebenfalls eine Erklärung fällig, denn „Songs From November“ ist gewiss keine Ode an die düstere Jahreszeit und Trübnis – das kleine „From“ weist vielmehr darauf hin, dass NEAL MORSE die elf darauf enthaltenen Lieder alle im November 2013 geschrieben hat. Mehr steckt nicht dahinter.

Und offensichtlich war Mr. MORSE zu dieser Zeit besonders gut gelaunt: Anders kann man sich jedenfalls den Anfang des Albums mit einem solchen Good-Time-Stück wie „Whatever Days“ gar nicht erklären. Oder die Zwölfsaiterhymne „Song For The Free“ mit ihren aufmunternden „Hey hey hey“-Chören. Oder den Schluss des Albums mit dem eingängigen „The Way Of Love“. Daneben hat NEAL MORSE aber auch Besinnliches am Start: „My Time Of Dying“ jedenfalls kommt nicht ohne tieftraurige Geigen und Hintergrundchöre aus. Klar, dass bei einem solchen Thema das MORSE’sche Glaubensbekenntnis durchscheint.

Wer bei alldem an Rock denkt, dann am ehesten an eine Mischung aus Siebziger-Jahre-Country-Rock, Big-Band-Sounds und Gospel mit den Balladen von BRYAN ADAMS und den flotteren Songs eines BILLY JOEL. Es gibt bei aller stilistischen Offenheit also ziemlich viele Akustikgitarren, Klavier, Streicher und Bläser. Und vor allem Melodien. Natürlich alles gediegen umgesetzt, und dass NEAL MORSE ein begnadeter Sänger ist, muss eigentlich nicht gesondert erwähnt werden. Was „Songs From November“ aber streckenweise schwer erträglich macht, ist der Hang zum Schmachtenden. Während „Love Shot An Arrow“ und „Wear The Chains“ bei allem Geigenschmalz noch eine zupackende Rhythmik aufweist, ist beispielsweise „Daddy’s Daughter“ Gefühlskitsch der schlimmeren Sorte.

Es mag ja sein, dass viele seiner Fans dafür empfänglich sind, aber mancher zieht hier die Notbremse. Die marketingtechnisch wertvolle Erkenntnis, dass man das Album ohne Bedenken seinen Freunden vorspielen kann, da es ja keinen Prog enthält, greift hier jedenfalls nur bedingt – es kommt wohl auf den Freundeskreis an. Nichtsdestotrotz enthält „Songs From November“ eine ganze Reihe toller Melodien, Songs und Momente, für die sich andere Künstler dieses Bereichs die Finger lecken würden. Somit funktioniert das Album streckenweise durchaus, nur eben mit der Einschränkung, dass NEAL MORSE das Soll bisweilen übererfüllt. Wer darauf steht: bitte. Insgesamt verhindert das aber eine höhere Wertung.

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19.09.2014

- Dreaming in Red -

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