Neal Morse - Morsefest! 2014

Review

NEAL MORSE, seines Zeichens US-Prog-Ikone und seit längerer Zeit auch bekennender Christ, beschert seinen Fans mit „Morsefest! 2014“ ein echtes Rundum-Sorglos-Paket. Dennoch verlangt der Herr seinen Hörern/Zuschauern einiges ab: Wenn man sich durch beide Teile dieses am 14. und 15. November letzten Jahres in Nashville entstandenen Live-Dokumentes wurschteln möchte, ist man sage und schreibe über fünf Stunden beschäftigt. Diese kommen dadurch zustande, dass die Band um MORSE – inklusive seines mittlerweile angestammten Schlagzeugers Mike Portnoy (u.a. FLYING COLORS, TRANSATLANTIC, ex-DREAM THEATER) – die Alben „Testimony“ und „One“ in ihrer Gänze darbieten und um einige Stücke von „Testimony 2“ ergänzt haben.

Die Idee zum „Morsefest! 2014“ ging auf den Pfarrer der Kirche von MORSEs Gemeinde zurück, in der das Konzert stattfand. Dieser hat NEAL MORSE gefragt, ob er denn nicht mal ein Konzert in der Kirche spielen würde – angesichts seiner Konfession eine naheliegende Idee. Zunächst war Herr MORSE jedoch wenig begeistert, hatte er doch gerade eine Tour hinter sich und war kurz darauf mit den Arbeiten zu „Kaleidoscope“ beschäftigt. Nach langem hin und her und Diskussionen mit seiner Frau entschied sich NEAL MORSE schlussendlich, das Konzert zu spielen, es jedoch über ein gesamtes Wochenende stattfinden zu lassen. Als Anreiz beschlossen er und seine Band, die Alben „Testimony“ und das noch nie zuvor in Gänze live vorgetragene „One“ darzubieten.

Der Anfang des „Testimony“-Teils gestaltet sich ein wenig zäh: NEAL MORSE trifft nicht alle Töne und die Musik scheint sich zunächst etwas dahin zu schleppen. Nach und nach nimmt das MORSE-Ensemble aber an Fahrt auf und dann springt der Funken über. Egal ob Christ oder nicht, die Spielfreude, die die Band auf der Bühne ausstrahlt, ist einfach ansteckend und sorgt das ein oder andere Mal dafür, dass man zumindest mit den Füßen tippelnderweise mitgehen muss. Natürlich ist es auch ein Genuss, Mike Portnoy wieder mal voll in Action zu sehen, der Mann hat es einfach immer noch drauf. „One“ ist ebenfalls sehr hörenswert und profitiert von der Bühnenpräsenz und der Energie der Band. Der Sound ist darüber hinaus hervorragend und die Kameraführung ausgewogen – es herrscht eine gute Balance zwischen ruhigen und hektischeren Einstellungen, immer abhängig davon, was gerade auf der Bühne passiert. Und bei der dynamischen Show, die MORSE und Co. abliefern, ist das auch notwendig.

Wer beide Alben im Original kennt, für den ist das „Morsefest! 2014“ eine lohnenswerte Investition, aber auch diejenigen, die mit dem Œu­v­re von NEAL MORSE nicht so vertraut sind, finden hierin den idealen Einstieg in selbiges. Der einzige, wirkliche Kritikpunkt ist das Fehlen eines 5.1-Mixes. Wer also vorhergegangene Live-Alben von MORSE kennt/sein Eigen nennt, für den hat das „Morsefest! 2014“ einen eher geringen Mehrwert, abgesehen von der ebenfalls enthaltenen, einstündigen Live-Dokumentation, in der es interessante, zum Teil auch ulkige Szenen fernab der Bühne sowie Einblicke in den Entstehungsprozess des Konzertes und den Vorbereitungen der Band zu sehen gibt. Darüber hinaus erscheint das Ganze als 4-CD-Paket, auch wenn man die audiovisuelle Version vorziehen sollte.

 

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04.10.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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