Neal Morse - Lifeline

Review

Dass NEAL MORSE mit seiner ehemaligen Band SPOCK’S BEARD einige sensationelle Prog Rock Alben überhaupt gemacht hat, kann man sicherlich nicht bezweifeln. Auch nach der Trennung ist der Brite kreativ noch längst nicht ausgebrannt. So liegt mit “Lifeline“ nun das neue Album des Multi-Instrumentalisten vor. Und was soll man sagen? Herr Morse macht es einem (wie gewohnt) nicht ganz einfach.

Bereits der Opener und Titeltrack kommt knapp unter 15 Minuten ins Ziel. Das fordert den Hörer natürlich ungemein, ist aber auf der anderen Seite exakt das, was man von NEAL MORSE und seinen beiden Sidekicks (Mike Portnoy – Drums, Randy George – Bass) auch erwartet. Der Gesang ist klar, die Melodien sind „zuckersüß“ und bleiben sofort im Ohr. Das gilt für alle Stücke des Albums. Welchen man auch immer heraus nimmt, es sind irgendwie alles potentielle Radiohits. Das funktioniert auch, obwohl die Musik von Neal Morse alles andere als zu der Kategorie “Easy Listening“ zu zählen ist. Die Stücke sind komplex arrangiert und mit verschiedenen Takt- und Rhythmuswechseln versehen. Die hier und da eingestreuten Saxophon-Soli bereichern den Sound auf „Lifeline“ genauso, wie es die dezent eingesetzten BEATLES- und QUEEN-Zitate. Dass NEAL MORSE keinen musikalischen Konventionen folgt, zeigt das 30 Minuten lange Epos “So Many Roads“, welches von Jazz über Pop bis hin zu Rock alles in einen Topf wirft und ein höchst interessantes Potpourri zu bieten hat. Hier kann sich mache Band noch echt was abgucken, wenn es darum geht komplexe Songs zu komponieren, die dabei aber noch ein hohes Maß an Wiedererkennungswert besitzen. Hier vereint Herr Morse alle positiven Aspekte, die er auch schon in die Musik von SPOCK’S BEARD und TRANSATLANTIC eingebracht hat. Musikalisch gibt es natürlich keine Minuspunkte für “Lifeline“, dafür sind die Kompositionen zu stark und die beteiligten Musiker zu gut an ihren Instrumenten.

Was mir so ein wenig fehlt, sind die Gitarren die knackige Riffs zu den superben Melodien von Herrn Morse beisteuern. Da harte Gitarren hier fast gänzlich fehlen, wirkt “Lifeline“ sehr poppig (einzige richtige Ausnahme ist “Leviathan“). Metaller werden hier wohl ihre Probleme damit haben. Alle, die mit entspannter progressiver Rockmusik und tollen Melodien was anfangen können, sollten “Lifeline“ anchecken. Enttäuscht werdet ihr sicherlich nicht sein von NEAL MORSE‘ neuem Album. Eine schöne Prog-Scheibe.

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14.11.2008

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