Neaera - Omnicide - Creation Unleashed

Review

Meine Güte, wie doch die Zeit vergeht. Mir ist, als wäre es gestern gewesen, als ich „The Rising Tide Of Oblivion“ (2005) freudestrahlend in den Händen hielt und mich davon mitreißen ließ, was NEAERA damals auf den Markt schmissen. Nun, gute vier Jahre und weitere zwei Alben später, liegt „Omnicide – Creation Unleashed“ auf meinem Schreibtisch und siehe da, auch heute kann ich mich einer gewissen Vorfreude in Sachen NEAERA-Alben nicht erwehren und das obwohl sich über die Zeit doch einiges geändert hat.

Einst gab es noch diverse Metalcore-Ideen, welche seit „Armamentarium“ aber der Geschichte angehören und so richtig vermissen wird man diese in Anbetracht des vierten Werkes der Münsteraner nun wirklich nicht. Denn, scheinbar egal was die Jungs anpacken, es gelingt ihnen! Auch wenn „Let The Tempest Come“ (2006) es nie zu meinen Lieblingsalben bringen wird und die Langzeitwirkung des eben erwähnten Vorgängers nicht absolute Höchstnoten kassiert, waren alles gute bis sehr gute Alben. „Omnicide – Creation Unleashed“ führt aber konsequent den Weg fort, welchen man auf „Armamentarium“ eingeschlagen hat, nur besser und ein ganzes Stück deftiger. Nicht nur die Produktion hat noch mal einen gehörigen Sprung in Sachen Druck hingelegt, auch Fronter Benny konnte wieder zulegen und so fies und heftig klangen seine Vocals noch nie.

Aber auch sonst hat sich noch etwas getan im Hause NEAERA: noch mehr Wut, die nicht mehr, wie früher, teils unkontrolliert und offen aggressiv auf den Hörer eindrischt, sondern viel eher gebündelt und in Form einer kompletten Platte Zähne zersplittern lässt. Vergleiche zu BOLT THROWER und HEAVEN SHALL BURN werden auch hier wieder gezogen werden. Aber im Gegensatz zu einfachen Klonen wissen NEAERA ihre Einflüsse offen zur Schau zu stellen, dabei aber mit Eiern in der Hose eigene, kraftvolle Songs rauszuhauen, die sie dahin gebracht haben, wo sie heute, meiner Ansicht nach, zurecht stehen. „Omnicide – Creation Unleashed“ ballert kompromisslos um die Ohren, wirkt am Anfang etwas eintönig, entfaltet aber von Mal zu Mal mehr Kraft, mehr Wucht und vor allem mehr Energie. Unglaublich, wie spielerisch dann vereinzelte Melodien in die mächtigen Riffs fahren und dem Ganzen noch etwas mehr Spannung entlocken! Dazu drücken aus dem Hintergrund noch stampfende Drums, die auch gern mal den Tachometer in die Höhe treiben und somit noch eine Spur mehr Aggression verbreiten. Es ist nicht mehr so viel von der jugendlichen Wut zu spüren, die sicherlich die ersten Alben ausgezeichnet hat, aber inzwischen überholt wirken würde, zumindest nach „Armamentarium“. Trotzdem, fröhlich wird es auf NEAERA-Scheiben nie zugehen, langweilig genauso wenig. Über allem thront die düstere Grundstimmung, die im direkten Vergleich mit dem letzten Werk noch mal um einiges dichter wirkt.

Es bleibt dabei. NEAERA lassen sich offensichtlich beeinflussen, bleiben trotz der nicht krampfhaft erzwungenen Innovation ziemlich eigen und können mit kraftvollen Songs meine Begeisterung erneut entfachen. Wer allerdings mit dem Stil auf „Armamentarium“ überhaupt nicht klar kam, wird hier sicherlich auch keine Luftsprünge machen. Allen anderen sei „Omnicide – Creation Unleashed“ aber unbedingt ans Herz gelegt. Es könnte meinen eigentlichen Favoriten der Münsteraner – „The Rising Tide Of Oblivion“ – von seinem Thron prügeln.

17.05.2009

Chefredakteur

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