Neaera - All Is Dust

Review

Bei NEAERA von „old school“ zu sprechen, fühlt sich irgendwie falsch an. Immerhin war ihr Stil zur Zeit ihrer Gründung quasi das „neue Ding“. In einer Zeit also, wo Metalcore und moderner Melodic Death Metal die Jugend erfreuten, sorgte „The Rising Tide Of Oblivion“ für Furore – das ist bald zwanzig Jahre her. Entsprechend gealtert ist der Stil inzwischen und NEAERA haben sich selbsverständlich auch entwickelt, doch ihr neues Album „All Is Dust“ versprüht den Charme der frühen Tage.

Wenig überraschend, aber mit allen Stärken

Natürlich längst nicht mehr so roh und ungeschliffen, aber doch voll von authentischer Leidenschaft – und mitunter aufrichtiger Wut. Mit sieben Studioalben und einer zwischenzeitlichen Pause von sieben Jahren im Rucksack, ist es bemerkenswert, dass „All Is Dust“ noch relevant wirkt und NEAERA musikalisch weiterhin was zu sagen haben. Das zwar ohne die ganz großen Überraschungen, aber dafür mit einer gehörigen Portion Abwechslung innerhalb ihrer eigenen stilistischen Grenzen.

Bedeutet: NEAERA schmeißen die Walze an, sorgen mit energiegeladenen Moshpit-Attacken bereits vor der heimischen Anlage für Schweißausbrüche und haben das Händchen für melodische Ruhepausen nicht verloren. Ein Freudenfest für alle, die nicht nur in Nostalgie versinken, sondern sich mit neuen Ohrwürmern („All is Dust“, „Swords Unsheathed“) in den Circle Pit stürzen wollen. Doch „All Is Dust“ lebt eben nicht nur davon, zu Bewegung zu animieren, sondern beinhaltet auch eine oft beklemmende Stimmung, die der Band schon in der Vergangenheit anhaftete („In Vain“).

„All is Dust“ ist NEAERA pur

Auf „All Is Dust“ zeigen sich NEAERA ihrem Stil absolut treu, streuen aber verschiedene Stärken aus der Bandhistorie ein, um ein homogenes Ganzes zu schaffen. Gerade das Prädikat „abwechslungsreich“ zählte in der Vergangenheit nicht immer zu den dominierenden Charaktereigenschaften, ist heuer aber präsent. Von walzendem Midtempo- bis hin zu wüsten Uptempo-Passagen findet sich auf dem achten Werk eine ganze Menge Variation, die von den immer wieder aus dem Hintergrund aufsteigenden Melodien (mal düster, mal erhaben) deutlich geprägt sind. Auch Benny Hilleke zeigt sich stimmlich auf der Höhe und knurrt, faucht und schreit gewohnt leidenschaftlich – eben der Funke Emotion, der „All Is Dust“ endgültig entzündet.

27.06.2024

Chefredakteur

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