Nasty Savage - Jeopardy Room

Review

In den ersten 40 Jahren seit ihrer Gründung haben NASTY SAVAGE es auf bloße vier Alben gebracht. Nun erscheint mit „Jeopardy Room“ Album Nummer fünf und wirkt dabei in mehr als nur einer Hinsicht vollkommen aus der Zeit gefallen. Einen gewissen Underground-Kultstatus kann man den US-Thrashern durchaus bescheinigen, der dürfte die heutige Metalhead-Generation indes wenig kümmern und schon gar nicht zum Kaufen animieren.

NASTY SAVAGE brauchen 6 Finger, wo anderen 4 reichen

Mit dem knapp einminütigen Intro „Invocations“ bauen NASTY SAVAGE zu Beginn ihres neuen Album eine düster-bedrohliche Atmosphäre auf, die vom darauffolgenden Titeltrack „Jeopardy Room“ unmittelbar wieder eingerissen wird. Hier regiert eben der gnadenlose Thrash-Hammer, der den Jungs schon in den Achtzigern gute Dienste geleistet hat. Anno 2024 wirkt die Retro-Kutsche dagegen so angestaubt, dass man gleichermaßen verzweifelt wie vergeblich nach irgendwelchen Zeichen eines musikalischen Reifeprozesses Ausschau hält.

„Jeopardy Room“ hätte in genau dieser Forn bereits vor vierzig Jahren erscheinen können, inklusive der ordentlichen, dabei aber ziemlich gesichtslosen Jim-Morris-Produktion. NASTY SAVAGE zocken ihre Standard-Riffs äußerst routiniert runter, zeigen aber darüber hinaus keine besondere Begabung an ihren Instrumenten. So merkt man dem ganz offensichtlich als technisches Kabinettstückchen intendierten „The 6th Finger“ deutlich an, dass es von technisch versierteren Gitarristen auch mit maximal vier Fingern noch fehlerfrei nachgespielt werden könnte.

Zwischen Porno und Altersschwäche

In Retro-Kreisen mag man sich an der geradlinigen Unbeirrbarkeit dieser Thrash-Traditionalisten womöglich erfreuen. Was NASTY SAVAGE aber komplett vermissen lassen, ist irgendein Plan, wie sie diese Retro-Kiste noch in irgendeiner Form ansprechend würzen könnte. Aus lauter Verzweiflung mischt man „Blood Syndicate“ mit Samples von spitzen weiblichen Lustschreien, die dermaßen artifiziell und deplatziert wirken, als wolle man sich um einen Sonderpreis für den unpassendsten Porno-Soundtrack des laufenden Jahrzehnts bewerben (da die „Fifty Shades Of Grey“-Filme immerhin schon im vergangenen Jahrzehnt erschienen, stünden die Chancen hier nicht einmal schlecht).

Über allem thront das heisere Gebell von Frontmann „Nasty“ Ron Galletti. Wie der Promo-Beipackzettel bezeichnenderweise betont, waren es dessen Over-The-Top-Bühnenperformances, die den Ruf von NASTY SAVAGE in den späten Achtzigern prägten. Stimmlich kann der Frontmann hingegen nicht überzeugen, umso weniger im Jahr 2024, wo das gesangstechnische Niveau im Metal-Bereich allgemein deutlich angezogen hat. Unter dem Strich stellt „Jeopardy Room“ damit das altersschwache Spätwerk einer Band dar, die den Weg aus den Achtzigern in die musikalische Gegenwart nie gefunden haben.

03.10.2024
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