Wie lange habe ich jetzt darauf gewartet? Gefühlte Jahrzehnte – etwas mehr als sechs Jahre sind es jetzt aber schon. NASHEIM hat nach den großartigen Demos „Evighet“ und „Undergång“ sowie dem fantastischen Beitrag zur Split mit ANGANTYR endlich ein komplettes Album fertiggestellt. „Solens Vemod“ heißt das gute Stück, das mich strahlen lässt wie ein Kleinkind vor dem Regal mit Süßigkkeiten. Die Erwartungshaltung ist immens, aber das Album ist jetzt auch lange genug gereift und genau das geworden, was ich erhofft hatte – ein kleines Meisterwerk!
Nicht auf den ersten Blick, vielleicht noch nicht mal auf den zweiten, aber spätestens dann macht es „klick“. „Solens Vemod“ ist auf den ersten Blick gar nicht zu greifen: vier Songs mit Länge um die zehn Minuten oder mehr brauchen eben Konzentration, Ruhe und Zeit, um sich darauf einzulassen. NASHEIM im Vorbeigehen zu hören, ist eh nicht möglich – auf „Solens Vemod“ aber weniger als zuvor. Unerwartet ist der Sound nicht roh, sondern fast schon warm, kraftvoll … Und: Unglaublich passend! Aushängeschild ist die Produktion aber selbstredend nicht, aber eines von vielen kleinen Mosaiksteinen, die das erste NASHEIM-Album so intensiv machen.
Von der Herangehensweise hat sich bei Erik Grahn auch seit dem Ausstieg seiner Mitstreiter nicht viel geändert. Langstreckenläufe, die Schritt für Schritt eine immense Fülle an kleinen Details preisgeben und oberflächlich betrachtet zunächst stark, aber etwas monoton anmuten. Erst nach und nach lassen sich weitere, bruchstückhafte Fragmente ausmachen: Akustikgitarren, echte Streichinstrumente und ein imposantes Laut-Leise-Spielchen, das die durchgehend getragenen Songs in Sachen Vielfalt glänzen lässt. Allen voran die unglaublichen Leads in „Jag Fyller Min Bägare Med Tomhet“ lassen mich in Ehrfurcht erstarren – prachtvoll! Aber der Song setzt sich nur minimal vom Rest ab, der wundervolle, fast schon lieblich Klargesang in „Att av ödets trådar väva sorg“ ist ebenso erwähnenswert wie der hypnotische Sog, den NASHEIM mit „Vördnad“ heraufbeschwören.
Erik Grahn ist ein Feingeist, ein hingebungsvoller Musiker und damit ein Gegenpol zur Schnelllebigkeit der heutigen Zeit. „Solens Vemod“ hat Jahre der Arbeit gebraucht, verströmt aber mit jeder Sekunde jenen Perfektionismus, der in den noch so kleinen Details erkennbar wirkt. NASHEIM ist vielfältig, auch wenn im ersten Moment ein anderer Eindruck entsteht, was wohl an dem durchgehend erkennbaren roten Faden liegt. Eigene Handschrift Grahns inklusive. Nehmt euch die Zeit, lasst „Solens Vemod“ auf euch wirken, das ist ein Appell an den guten Geschmack, denn Bands wie NASHEIM gibt es leider doch zu wenige da draußen, und auch wenn mir mindestens „Sövande mjöd vill jag tömma“ (von der Split mit ANGATYR) tendenziell einen Funken besser gefällt, ist „Solens Vemod“ immer noch eine Ausnahmeerscheinung – wirklich mächtig!
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