Narbeleth - Through Blackness And Remote Places

Review

Quizfrage: Wieso hängen seit 2008 Eiszapfen an den Palmen in Havanna? Weil Dakkar, alleiniger Kopf von NARBELETH, seine Gitarre auf Norwegen gestimmt und finsteren, tief im Traditionellen verwurzelten Black Metal spielt – in Kuba. Aus dem Blickwinkel hiesiger Breitengrade gibt es ohne Frage so einige exotische Bands, die sich im extremen Metal bewegen. Das Besondere bei NARBELETH: Dakkar hat über das deutsche Label Folter Records die Möglichkeit, seine schwarze Kunst weit über die karibischen Inselufer hinaus zu präsentieren – und das auch live (in Deutschland 2014 auf dem Under The Black Sun und kürzlich auf dem Barther Metal Open Air). Entsprechend fleißig ist der Düsterheimer, der mit „Through Blackness And Remote Places“ sein drittes Album veröffentlicht. Und das in einem konstanten Rhythmus. Seit der EP „Hail Black Metal“, die auf dem 2009er-Demo „Dark Primitive Cult“ folgte, hagelte es regelmäßig Jahres-Veröffentlichungen. Beeindruckend!

Nach wie vor sind es die skandinavischen Neunziger, denen Dakkar huldigt. Das hat erneut zur Folge, dass Originalität nur im Rahmen des Musikinteresses von NARBELETH stattfindet. Vergleicht man das Neuwerk mit dem Vorgänger „A Hatred Manifesto“ fällt aber auf, dass die Ideen nicht mehr gänzlich am norwegischen Reißbrett entstanden sind. Schon im Opener überraschen interessante Drum-Fills, und das Hauptriff, gerade in der späteren Variation, geht prächtig ins Ohr. Dakkar spielt ein wenig mit Gitarreneffekten herum, grundsätzlich tönt der Song aber sehr unverfälscht. Generell ist „Sons Of The Grand Cosmic Emanation“ ein Paradebeispiel dafür, dass man durch eine gekonnte Kombination der einzelnen Instrumente hohe Qualität schafft, ohne direkt den Einfall des Jahres am Start zu haben. Dann sind es die kleinen Elemente, wie das punktuell einsetzende Ride-Geklimper, die eine Nummer herausragend klingen lassen. Ein erster Hit!

Vielleicht hat Dakkar zuletzt einige Male das KAMPFAR-Meisterwerk „Kvass“ aufgelegt, jedenfalls erinnern die mit etwas weniger Hall versehenen Vocals in „Mesmerized By The Pale Ghost Moonlight“ plötzlich mehr als deutlich an die Intonation von Dolk. Witzig. Und weiter im Takt: Einer der erfreulichsten Fakten bezüglich „Through Blackness And Remote Places“ ist das vollständige Fehlen eines Song-Ausfalls. Stattdessen präsentiert uns Dakkar mit „The Eternal Return“ seinen bislang besten Track, der mit äußerst melodischen, richtig starken bis überragenden klassischen Black-Metal-Riffs aufwartet, die abseits von blinder Raserei punkten. Das Lied beschreibt den Stil von NARBELETH hervorragend, der anno 2015 und erneut im Vergleich mit dem 2014er-Album im Tempo etwas gedrosselter daherkommt, ohne den Blast auch nur ansatzweise zu vernachlässigen (man höre nur mal in das in der ersten Hälfte noch unter Midtempo agierende „The Lightbringer“, in dem sich die Leadgitarre kurzzeitig am Heavy Metal orientiert). Den gelungenen Schlusspunkt setzt ein recht nah am Original wilderndes JUDAS-ISCARIOT-Cover. „Through Blackness And Remote Places“ ist das bis dato beste Studioalbum von NARBELETH, die spätestens jetzt kein exotischer Underground-Tipp mehr sind.

28.09.2015
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