Narbeleth - A Hatred Manifesto

Review

Galerie mit 10 Bildern: Narbeleth – Under The Black Sun 2019

Was haben Norwegen und Kuba gemeinsam? Richtig, eine ganze Menge Wald, wenngleich natürlich völlig unterschiedlicher Art und sicherlich auch auf das Gesamtgebiet der beiden Staaten gerechnet zu unterschiedlichen Ausmaßen. Aber: Auch Kuba hat Wald. Und neuerdings auch Black Metaller, die nach Herzenslaune darin herumspringen können: NARBELETH heißt die wohl erste kubanische Black-Metal-Band, die mit einem Album die Chance bekommt, Fuß in Europa zu fassen. (Oder auch die erste Metalband überhaupt: Die Metal Archives listen insgesamt 76 kubanische Metalbands, außer NARBELETH kommt mir keine davon auch nur vom Namen her bekannt vor.)

„A Hatred Manifesto“ heißt das bereits zweite Album des Ein-Mann-Projekts aus der Hauptstadt Havanna, dessen sich nun das kultige Berliner Undergroundlabel Folter Records angenommen hat. Darauf zu hören: Black Metal, wie er norwegischer gar nicht sein könnte. Und zwar norwegisch in fast allen seinen Varianten, mal erinnert NARBELETH eher an die klassischen Alben wie das ISVIND-Debüt oder die frühen TAAKE-Platten, mal geht das ganze eher in die dunklere und straightere Richtung solcher Bands wie BEASTCRAFT (vor allem auf deren zweitem Album „Baptised In Blood And Goatsemen“), VULTURE LORD oder URGEHAL (die sogar mit einer Coverversion ihres Songs „Nyx“ vom Album „Atomkinder“ auf „A Hatred Manifesto“ vertreten sind).

Und so bietet Dakkar, der Kopf hinter NARBELETH, auf seinem Zweitwerk eine knackige halbe Stunde ebenso knackigen Old School Black Metals, mal melodisch, mal eher bitterböse, dabei aber immer eingängig as fuck und schön auf den Punkt gespielt. Innovative Ideen bietet er dabei genauso wenig wie technische Perfektion, sodass es sicherlich Abzüge in der B-Note geben muss, aber die schiere Energie, die in „A Hatred Manifesto“ steckt, macht vieles davon wett.

Zumal es im Mittelteil des Albums eine waschechte Überraschung in Form des Songs „Land Of The Heathen“ gibt: Der fällt aus dem Gesamtkontext heraus, da er ein wenig rhythmischer und im gesamten auch komplexer ausfällt als das restliche Material, spätestens der Klargesang im Refrain zieht den Track dann aber komplett aus dem Albumkontext heraus – nicht nur der Titel deutet es an, auch der Song insgesamt wirkt fast ein bisschen wie von frühen Viking-Metal-Heldentaten beeinflusst.

Beim ersten Hördurchgang wirkt das noch störend, da es einfach nicht in den tiefschwarzen Gesamteindruck von „A Hatred Manifesto“ passen will und schlicht deplaziert anmutet – aber dann will vor allem der Klargesang im Refrain doch nicht so richtig aus dem Kopf verschwinden, sodass „Land Of The Heathen“ als heimlicher Höhepunkt von „A Hatred Manifesto“ gelten kann.

Mitnichten jedoch als der einzige: Auch das groovende „Breathing A Wind Of Hatred“, der flinke Opener „Total Isolation“, das für dieses Album ungewohnt vielschichtige „Nihilistic Propaganda“ oder das bereits genannte, abschließende URGEHAL-Cover „Nyx“ – alles tolle Songs, die eine halbe Stunde reduzierter, auf den Punkt gebrachter und herrlich geradliniger Black-Metal-Unterhaltung versprechen. Damit ist NARBELETH mit „A Hatred Manifesto“ zwar sicherlich kein Meisterwerk gelungen, aber ein rundum ordentliches Album, in das Freunde aller genannten Vergleichsbands ruhig mal reinhören sollten.

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09.05.2014

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