NAPALM DEATH in ihrer experimentellen Phase. „Diatribes“ heißt ihr Machtwerk und ist tatsächlich als solches zu betrachten. Zwar lässt die Band in dieser Phase alles zerblasende Grindblasts bis auf wenige Ausnahmen fast gänzlich außen vor, was aber keineswegs bedeutet, dass die Musik auf weniger Power besitzt. Es gibt immer noch genug Gewalt und viele Monster-Beats, nur mit dem Unterschied, dass sie anders eingesetzt werden als zuvor.
Verdammt melodisch und fast schon (Metal-)radiotauglich beginnt die Scheibe mit „Greed Killing“. Mitsingtexte und einfache Melodien war man bis dato nicht unbedingt von NAPALM DEATH gewohnt, aber es funktioniert durchaus. Zwar legen die Jungs aus Birmingham diese Eingängigkeit im Laufe des Albums zwischenzeitlich ein wenig ab und tauschen diese mit Feeling aus, aber der Einschlagsfaktor ist stets immens hoch. Es geht durch stimmungsvolle „Psychoparts“ ans Eingemachte und stellenweise werden leichte Erinnerungen an FEAR FACTORY wach, wenngleich bei NAPALM DEATH stets der Hardcore aus frühen Tagen in den Riffs erkennbar ist. So ganz rein metallisch ist das Ganze also nach wie vor nicht.
Mit „Cursed To Crawl“, „Cold Forgiveness“ und „My Own Worst Enemy“ gibt es auch drei aufeinander folgende Highlights zu vermelden, die phantastisch gute Melodien besitzen und in der richtigen Stimmung gehört, regelrecht unter die Haut gehen. Danach wird dann mit „Dogma“ und „Take The Strain“ die Metal-Keule ausgepackt und es gibt ein wenig Material zum Rübeschwingen. Zum Ende knallt das Album einem nochmal mit dem Titelstück, „Placate, Sedate, Eradicate“ und „Corrosive Elements“ alles an Gewalt entgegen, was möglich ist und es gibt teilweise sogar wieder (fast) reinen Grindcore zu lauschen. Jedenfalls knüppeln die rappelnden Beats einen nochmal gehörig wach, bevor die letzten Töne verstummen.
„Diatribes“ hat das Lager der NAPALM-DEATH-Anhänger gespalten, aber wenn man sich mit der Scheibe intensiv auseinandersetzt, wird sie sich zu einem erstaunlich genialen Hörvergnügen entwickeln. Es gibt genügend Abwechslung zur Auswahl und somit kann jeder entweder seine Favoriten unter den zwölf Tracks rauspicken oder sich einfach dem gesamten Album hingeben. Ich pflege letzteres zu tun, denn diese Scheibe ist wie aus einem Guss und sollte meiner Meinung nach auch nur so konsumiert werden. Auch wenn hier nicht die bis dato bekannte reine Lehre der Band gespielt wird, ist „Diatribes“ ein absolutes Sahnestück geworden. Einfach nur geil.
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