Nancybreathing - Awake

Review

NANCYBREATHING wurden laut eigenen Angaben durch den Nu Metal der 90er und der frühen 2000er Jahre sozialisiert – eine Tatsache, die die Truppe, selbst wenn sie es wollte, auch auf ihrem nun erscheinenden Zweitlingswerk kaum verleugnen kann. „Awake“ schlägt vom Artwork bis hin zu nahezu allen stilbildenden Elementen des oft belächelten, noch öfter verschmähten und unzählige Male totgesagten Genres voll in die Nu-Metal-Kerbe. Bisweilen mischen sich einige jener Elemente unter, welche man heutzutage gemeinhin dem neueren Genre-Begriff Djent zuordnet – aber auch hier verschwimmt die Grenze ja bekanntermaßen häufiger. Fakt ist, der Nu Metal hat sich im Ruhrpott auf die nächste Generation übertragen. Doch gilt das auch für seine Relevanz?

Unmittelbare „Echtheit“ entschuldigt nicht alles

Sicher, die Kernthemen eines überwiegenden Teenage-Angst-Genres wie diesem sind erst einmal zeitlos. Deswegen heißen die Tracks auf „Awake“ auch „Hollow Life“, „Inner Emptiness“ und „Broken Dreams“. Ebenfalls lässt sich das Infantile, Naive und Plakative der Texte, vor dem auch KORN und Co. nie gefeit waren, als direkte und ungefilterte Moment-Aufnahme oder zumindest möglichst naturgetreue Abbildung eines verzweifelt rebellierenden Geistes verteidigen.

Zu argumentieren, dass die sprachlichen Unsicherheiten einer englisch singenden Kapelle aus Deutschland nur Ausdruck unmittelbarer und roher musikalischer Gefühlsausbrüche seien (Greinen ohne Grammatik, oder so ähnlich), würde dann aber doch zu weit gehen. Es ist daher einigermaßen unverzeihlich, dass Zeilen wie „cry a tear“ oder „too many pain will not be noticed“ es tatsächlich auf das Album geschafft haben. Generell hätte die Gesangsverteilung durchaus etwas mehr zugunsten der Shouts ausfallen dürfen. In Sachen Klargesang lässt Sänger Chor doch häufiger noch die eine oder andere Unsicherheit erkennen.

Ein nennenswerter Beitrag zur Szene gelingt NANCYBREATHING nicht

Trotz einer insgesamt soliden Performance mangelt es dem musikalischen Gesamtprodukt „Awake“ erheblich an Eigenständigkeit und überzeugendem Songwriting. Ärgernisse wie die erwähnten Textschnitzer und der teils schlampige Gesang sorgen zusätzlich nicht unbedingt für ein milderes Urteil. NANCYBREATHING haben als nostalgische Keller-Hommage an die musikalische Begleitung der eigenen Adoleszenz sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Einen nennenswerten Beitrag zur modernen Metal-Szene in Deutschland leisten sie nicht.

18.05.2018

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