Nails - You Will Never Be One Of Us

Review

Wer hat denn jetzt schon wieder die Tür zur Redaktion offen stehen lassen? Toll, jetzt parkt wieder dieser abgeranzte Panzer direkt vor meinem Schreibtisch. Gespickt mit messerscharfen Riffs und betrieben von einer unfassbar stabilen Groovemaschine aus Bollerbass und erbarmungslosen Prügeldrums, die ihm helfen sich seinen Weg durch Schutt und Asche bahnen. In großen blutroten Lettern hat jemand schlampig NAILS und „You Will Never Be One Of Us“ an die Seite gepinselt. Das Ding braucht gerade mal 21 Minuten, um mit seinen verseuchten Riffs und dem Doublebass auf Endboss-Niveau im erreichbaren Umkreis alles platt zu machen.

NAILS gurgeln mit Dreck

Schon für den Sound von „You Will Never Be One Of Us“ haben sich NAILS die 8 Punkte für die Empfehlung gesichert. Siffig, dadurch ganz nah am Hörer dran, wird euch „You Will Never Be One Of Us“ umgehend doppelseitig an’s Ohr angetackert. Ganz automatisch dreht man die Lautstärke immer etwas lauter, um die Aggressionen mit voller Wucht empfangen und umsetzen zu können. NAILS sind wie ein Rausch, blinder Hass ohne Rücksicht auf Verluste. Der Soundtrack, wenn die Leute „die nie zu den anderen gehören“ plötzlich mal ganz genüsslich Amok laufen, um im Brutalo-Style die Bude umdekorieren. Tine Wittler wäre stolz auf euch. Nicht.

Genau wie bei den Konzerten, weiß man nie wann ein Song aufhört und der nächste anfängt. Die einzelnen Akte sind allerdings auch zweitrangig, die Ode an die Gewalt wirkt sowieso nur als Gesamtwerk. Was natürlich nicht bedeutet, dass die 10 Songs auf „You Will Never Be One Of Us“ nur gesichtslose Prügelattacken wären. Im Gegenteil, NAILS feuern prägnante Riffs und Passagen wie am Fließband, der Opener und das prägnante „In Pain“ klingen schon fast Hits. Ja, gut… es sind eher abgewrackte Hithuren, die für ein Dosenbier und einen Zug von deinem Spliff mit auf’s 1-Sterne-Hotelzimmer kommen, aber es sind nachdrückliche Hits mit schmissigen Refrains.

Allerdings angetrieben von enorm hoher Schlagzahl und so abseits vom üblichen Refrain-Strophe-Schema, dass man auch einen einzigen Song daraus hätten machen können. In der Regel bedienen sich die Amerikaner im für den Grindcore üblichen Hochgeschwindigkeitsbereich, gehen also bis an die akustische Schmerzgrenze und gerne mal darüber hinaus. In regelmäßigen Abständen gibt es hitzige Verwüstungen auf dem Griffbrett („Violence Is Forever“), alles intuitiv und ganz sicher nicht schnörkelig oder filigran. Wobei NAILS fast mehr drücken, wenn sie über 8 Minuten wie in „They Come Crawling Back“ mit trägen Riffs schwer wie Vorschlaghammer agieren oder bei „Savage Intolerance“ kurz stoppen, um einen stilechten CANNIBAL CORPSE-Kniefall vorzuführen.

Brutale Kurzstreckenläufer ohne Hemmungen

NAILS geben auf kurzen Strecken alles, acht der zehn Songs knacken noch nicht mal die 2 Minuten. Das ist ihre Stärke, so erreichen sie die größtmögliche Energie. Große Gesten mit ausschweifenden Botschaften oder vertrackte Klanglabyrinthen sind nicht ihr Hauptgeschäft. NAILS sind damit mindestens würdige Nachkommen von Altmeistern wie NAPALM DEATH oder NASUM. Wer weiß, eventuell wird daraus sogar noch etwas mehr als das, die Amerikaner haben sich durch den Sprung zum größeren Label zumindest nicht beschneiden lassen. Klar ist, dass NAILS den schönsten Krieg der Welt führen, denn sie haben Töne als Waffen und niemand kommt wirklich zu Schaden. Aber es knallt trotzdem schön. Und um zurück zum Anfang zu kommen, wer räumt jetzt mein Büro auf?

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10.06.2016

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