Stellt sicherheitshalber noch einmal sicher, dass Euer Gebiss auch richtig im Kiefer verankert ist. Denn gleich gibt’s richtig auf die Fresse. NAILS sind nämlich nach acht fucking Jahren endlich mit einem neuen Album ihres schweißtreibenden Powerviolence-Sounds angerückt und machen keine Gefangenen. „Every Bridge Burning“ ist mal wieder ein ideal gewählter Albumtitel für eine abartige Schlachtplatte, die nach nicht mal 18 Minuten (und damit wieder knapp vier Minuten kürzer als der Vorgänger) erstmalig über die Zielgerade läuft und hinter sich nichts als verbrannte Erde hinterlässt. Alles andere wäre bei den Kaliforniern aber auch ein Grund gewesen, um die Barrikaden zu stürmen.
NAILS ballen wieder die Fäuste ihrer Hörer
Aber das nimmt die zum Quartett gewachsene Formation nach wie vor selbst in die Hand mit einem unverfälscht wütend klingenden Sound, der nach Klöten, Schweiß sowie dem Blut und den Tränen Eurer Feinde schmeckt. Kurt Ballou lässt das Ganze wie einen schießwütigen Panzer klingen, der alles um sich herum in tausend Stücke fetzt. Nuancen? Nein. Gewalt? JA! Es ist heavy wie nix Gutes und frisiert Euch die Matte glatt nach hinten. Nun ja, zumindest wenn Fronter Todd Jones Euch nicht vorher vor lauter Wut die Rübe vom Hals beißt. Ernsthaft: Das eröffnende „Imposing Will“ beschleunigt direkt von Null auf Leck Mich Am Arsch und Jones schafft es irgendwie, noch einmal fieser und gemeiner zu klingen als auf „You Will Never Be One Of Us“.
Seine Gesangstechnik hat sich dabei wieder einmal ein Stück weit gewandelt im Gegensatz zum Vorgänger, wieder ein Stück in Richtung der markerschütternden Schreie von „Abandon All Life“, aber doch ein bisschen anders, vor allem aggressiver, bissiger und giftiger. Das direkte, schwitzige Gerangel, das „You Will Never Be One Of Us“ herauf beschwor, bleibt das oberste Gebot und ergibt sich aus dem hyperaggressiven Sound ganz intuitiv. Einen überraschenden Stilwechsel nehmen sie auf dem vergleichsweise epochal langen Dreiminüter „No More Rivers To Cross“ dennoch vor, und zwar in Richtung Stockholm Death Metal, was sich angesichts des HM2-schwangeren Gitarrensounds auch anbietet.
„Every Bridge Burning“ ist vor allem eine intuitive Abrissbirne
Die meiste Zeit gibt es jedoch mit Biestern unter der Zwei-Minuten-Marke richtig hart aufs Maul. Die beiden eröffnenden Tracks „Imposing Will“ und „Punishment Map“ lärmen sich direkt in den Äther hinein mit fetten Downtuning-Riffs, während Drummer Taylor Young ein wahres Massaker hinter seinem Kit anrichtet. Wenn es dann doch mal etwas länger geht wie im nur knapp unter drei Minuten dauernden „Give Me The Painkiller“ fügen NAILS dann doch ein paar Layer hinzu um die Sache hinreichend variabel zu halten – im Falle von genanntem Song sind es zum Beispiel prominente Punk- und Speed Metal-Elemente.
Das ist in den kleinen, gemeinen Wüterichen á la „Trapped“ natürlich nicht nötig, die knackigen Brecher hauen richtig intensiv auf die Kacke und verschwinden, ehe sie zu monoton geraten. Und die Spielzeit von knapp unter 18 Minuten ist für die Intensität und Energie auch passend bemessen, viel länger darf es kaum werden. „Every Bridge Burning“ klingt richtig entfesselt, katapultiert die müden Knochen aus dem Sessel heraus und zwingt sie zu hektischen Bewegungen in den heimischen vier Wänden oder wo auch immer es zum Genuss dieses Hassbatzens kommt.
Die US-Amerikaner liefern wieder ein hektisches Handgemenge
Intuitive Rhythmusvariationen, die zu rechten Zeit von zackigen Backbeats zu treibenden Grooves und wieder zurück wechseln, sowie schweißtreibende Riffs, angefeuert durch die wirklich oppressiv übersteuernde Produktion die hier wie Arsch auf Eimer passt, sind praktisch alles an Nuancen, die NAILS benötigen um aus „Every Bridge Burning“ ein kurzweiliges Schlachtfest zu machen. Schönwetterfreunde schauen hier natürlich in die Röhre, aber für die ist dieser Sound eh nicht gemacht. Wer sich mal wieder nach einem wunderbaren, Klang gewordenen Handgemenge sehnt, braucht „Every Bridge Burning“ definitiv im Leben.
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