Nach einer Eigenproduktion und einem Release bei einem kleinen spanischen Label, stehen NAHEMAH für ihr drittes Album beim renommierten Metalcore-Spezialisten Lifeforce unter Vertrag. Wie bei den meisten ihrer Labelkollegen, muss man die musikalischen Wurzeln der Band in Schweden suchen und befindet sich damit geographisch auf dem Holzweg. Das sonnige Alicante in Südwestspanien ist die Heimat des Quintetts, hat aber in der Musik keine hörbaren Spuren hinterlassen.
Statt mit Hardcore-Einflüssen zu liebäugeln, paaren NAHEMAH ihren melodischen Death Metal alà IN FLAMES oder DARK TRANQUILITY jedoch mit düster-atmosphärischen und leicht progressiven Elementen. Wer sich hier spontan an OPETH erinnert fühlt, liegt goldrichtig, wenngleich NAHEMAH geradliniger und songorientierter zu Werke gehen.
„The Second Philosophy“ bietet Musik, die zur angenehmen Hintergrundbeschallung taugt, jedoch auch einem genaueren Hinhören standzuhalten vermag. Einige der Intros und Outros sind vielleicht einen Tick zu lang geraten, ansonsten tragen diese jedoch sehr zur Atmosphäre des Albums bei und bieten geschickte Kontraste zu den Gitarrenriffs.
Ein Großteil der Stücke, die NAHEMAH als talentierte Songschreiber zeigen, bewegt sich im Midtempo-Bereich. Das finale „The Speech“ erinnert mit seiner sanft-hypnotischen Melodie sogar an anspruchsvolle Pop-Musik im Stile von COLDPLAY. Aggressiver geht es bei den Plattenhighlights „Killing My Architect“, „Change“ und „Labyrinthine Strange Ways“ zu.
Alles in allem haben NAHEMAH mit „The Second Philosophy“ eine bemerkenswerte Visitenkarte im internationalen Musikbusiness hinterlassen, an der es auch in Puncto Produktion nichts zu bemängeln gibt. Eine eigene musikalische Marschrichtung abseits der OPETH- oder IN FLAMES-Parallelen ist durchaus erkennbar, sollte aber noch ausgebaut werden. Dann könnte für NAHEMAH weit mehr als bloß ein Achtungserfolg drin sein.
Zunächst ein mal: Ich stimmte mit der reinen Punktebewertung des Rezensenten vollkommen überein. Allerdings ist seine Beschreibung der Musik in meinen Augen etwas daneben gegriffen. OPETH? Gar IN FLAMES?!? Hä? *tok tok tok* No way, ich muss doch sehr bitten, das ist vollkommen daneben gegriffen. – Der dargebotene Stil ist zwar in seinen Zutaten durchaus schlicht, kein Gefrickel, keine komplizierten Poser-Breaks – dennoch ist die Musik schwer zuzuordnen. Schon eher erinnern mich die Spanier an CALLISTO, eine ähnliche Fläche und sphärische Ausdauer, gepaart mit aggressiven Vocals hatten schon die mit ihrem hier gnadenlos unterbewertetem Earache-Debüt am Start. Ich vermute, dass DISBELIEF diese tonnenschwere Melange einst salonfähig gemacht haben. Bei NAHEMAH kommen allerdings die etwas ausgefeilteren Melodien dazu – und da gehen die clean Vocals in der Tat so vage in Richtung COLDPLAY, aber Gott sei Dank nicht halb so britisch. Die düsteren, flächigen Harmonien könnte man mit etwas Phantasie auch noch den älteren KATATONIA zuordnen. – Wer aber das CALLISTO-Debüt mochte, wird sicher auch an NAHEMAH Gefallen finden – wer das scheiße fand und sich an der Unverdaulichkeit störte, sollte mit NAHEMAH zumindest einen neuen Versuch wagen, schließlich ist ihr Sound härter, ihre Songs m.E. eine Ecke interessanter und durchaus melodischer, ihre Musik allgemein leichter verdaulich. – Ich kann dem anspruchsvollen Musikfreund nur empfehlen, mal reinzuhören. Ich glaube, das wird mit der Zeit ein richtig geiles Album!