Nagelfar - Virus West

Review

Das langerwartete neuste Werk von Nagelfar, „Virus West“, ist wie angekündigt sehr aggressiv, roh und ursprünglich ausgefallen, die elektronischen Experimente von „Srontgorrth“ sind gänzlich Vergangenheit, hier orientieren sich die Aachener eher an den Anfangstagen des norwegischen Black Metals. Wie auf den bisherigen Veröffentlichungen auch haben die 7 Lieder mit Ausnahme des Instrumentals „Westwall“ allesamt Überlänge, was diesen in Verbindung mit den ausschweifenden Texten epische Züge verleiht. Kalt und bösartig wälzt sich „Virus West“ durch Gehörgänge und Gehirn, wobei das gesamte Geschwindigkeitsspektrum zwischen schleppenden, fast schon doomigen Parts und Blastbeat-Raserei ausgeschöpft wird, um schließlich seinen Höhepunkt im abschließenden, mitreißenden „Meuterei“ zu finden. Dennoch wissen mich Nagelfar mit ihrem jüngsten Kind nicht restlos zu überzeugen, was zum einen daran liegt, daß der neue Mann am Geschrei, Zingultus, seine Sache zwar mehr als ordentlich macht, aber die innige Verzweiflung und Hysterie, die sein Vorgänger Jander zu vermitteln wußte, einfach nicht erreicht. Weiterhin vermisse ich den erhabenen und zum Teil auch melancholischen Charakter von „Srontgorrth“, was zwar von Bandseite aus wohl durchaus beabsichtigt sein kann, mir deshalb aber nicht zwangsläufig gefallen muß. Letztendlich war es vielleicht auch die extrem hohe Erwartungshaltung an „Virus West“, die, gegründet auf dem bisherigen Schaffen der Band und genährt von der Vielzahl der kursierenden Lobeshymnen, unvermeidlich enttäuscht werden mußte.

04.10.2001
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