Nachtmystium - The World We Left Behind

Review

NACHTMYSTIUM verabschieden sich, ob für immer oder, wie Blake Judd kürzlich andeutete, nur von einem Kapitel der Bandhistorie, das steht noch offen. Das Ergebnis ist jedenfalls dasselbe: „The World We Left Behind“ ist ein Abschluss ohne großes Brimborium oder Feuerwerk, sondern ein eingängiges, psychedelisches und bodenständiges Album, das der Band würdig ist. „The World Left Behind“ ist kein Rückblick, sonder rückt, entgegen der leisen Tendenzen, die „Silencing Machine“ zeigte, noch ein ganzes Stück weiter vom Black Metal ab.

Trotzdem bleibt die Ausstattung schlicht. Wenig Experimente, dafür die typische NACHTMYSTIUM-Note der letzten Veröffentlichungen – inklusive PINK-FLOYD-Vibes und Schubladenallergie. Das Ergebnis ist dann selbiges. Ein Album, das vielfältig ist, ohne die Vielzahl an Einflüssen unnötig in den Mittelpunkt zu rücken. Eines, das vor allem von der erschaffenen Stimmung lebt, die dennoch nach wie vor unter die Haut geht/fährt. Allein das vorab veröffentlichte „Voyager“ hat Suchtpotenzial, ebenso das zunächst kraftvoll startende „Into The Abyss“ und der stampfende Titeltrack, der depressive, leicht entrückte Charakter der Stücke legt sich wie ein Schleier um die Songs. Der emotionale Gipfel ist das triste „Epitaph For A Dying Star“, das gekonnt aufzeigt, wie ein Genre-Cocktail ein tiefschürfendes Gefühl der Leere erzeugen kann und dabei spielend leicht eine Vielzahl der Depressive-Black-Metal-Bands dieser Tage zurück ins Kinderzimmer befördert.

Die Intensität von „The World We Left Behind“ ist kaum wegzudiskutieren. Der graue Schleier, der allen Songs, egal ob flott oder schleichend, anhaftet, ist Fluch und Segen zu gleich. Leicht verliert man sich in der Weltfremde, in der NACHTMYSTIUM inzwischen musizieren und ist fasziniert, wie so viele unterschiedliche Einflüsse ein großartiges Ganzes ergeben. Leider lodert die Flamme gerade bei den schmissigeren Songs wie „Fireheart“ auf Dauer nicht mehr ganz so gewaltig, sondern nutzt sich überraschend schnell ab. Das verleiht zwar oben genannten Songs, ebenso wie dem bislang noch unerwähnten, aber ebenso Starken „In The Absence Of Existence“, eine noch höhere Wertigkeit, lässt das Album als Ganzes aber nicht ganz so strahlend zurück.

Nichtsdestotrotz überwiegen auf „The World We Left Behind“ die starken Seiten von NACHTMYSTIUM. Ganz ähnlich den letzten Alben, verlieren einige Ideen im Langzeittest an Glanz, andere führen dafür zur fast zwanghaften Betätigung der Repeat-Taste. Ihr Meilenstein „Assasins: Black Meddle Part 1“ bleibt damit unerreicht – das macht aber wenig, ist „The World We Left Behind“ für alle NACHTMYSTIUM-Fans der Nach-Black-Metal-Phase ein absolutes Muss und Vergleiche mit der eigenen Diskographie sind eh öde … kaufen, Marsch, Marsch.

09.08.2014

Chefredakteur

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