Für viele Fans war der Ausstieg von Hannes Medwenitsch der Anfang vom Ende von L’AME IMMORTELLE und tatsächlich schraubten die verbliebenen Mitglieder THOMAS RAINER & SONJA KRAUSHOFER den elektronischen Anteil auf den weiteren Veröffentlichungen deutlich zurück. Glücklicherweise beschränkt sich Thomas Rainer jedoch schon seit vielen Jahren nicht auf L’AME IMMORTELLE – vor einigen Jahren gab es sein Seitenprojekt SIECHTUM, heute gibt es NACHTMAHR.
Auch wenn man NACHTMAHR nun eigentlich nicht mit L’AME IMMORTELLE vergleichen kann und darf, erkennt man doch bei beiden Projekten die Handschrift von Thomas Rainer und so dürfte das neue Album „Alle Lust will Ewigkeit“ bis zu einem gewissen Grad auch die „Bitterkeit“-Fraktion vergangener Tage ansprechen. Primär spricht das dritte Album von NACHTMAHR jedoch die Industrial/Elektro-Heads an, die in den dunklen Tanztempeln der Nation ihr Unwesen treiben. „War on the dancefloor“ lautet das Programm auf „Alle Lust will Ewigkeit“ und diesem wird die Scheibe im Rahmen der elf Tracks auch absolut gerecht. Sprachsamples, monotone und hämmernde Beats, verzerrte Vocals und immer wieder ein Hauch von Melodik, der den Songs tatsächlich einen Wiedererkennungswert verschafft. Songs wie der Opener und Titeltrack „Alle Lust will Ewigkeit“, vor allem aber „Tanzdiktator“ und „Alpha/Omega“ knallen einfach verdammt gut. „War on the dancefloor“ überrascht gar mit einem eingängigen Refrain, wohingegen „Vendetta“ und „Weil ichs kann!“ mit etwas experimentelleren Strukturen spielen.
All das führt dazu, dass auf „Alle Lust will Ewigkeit“ zwar die monotonen Beats & Sprachsamples dominieren, das alles jedoch weit weniger stupide und belanglos zusammengeschustert wirkt als beispielsweise auf den musikalisch ähnlichen Veröffentlichungen von CHAINREAKTOR oder X-RX. 11 Tracks, knapp 45 Minuten Spielzeit – auch das passt und die Scheibe wirkt dadurch auch nicht überladen.
Natürlich bietet das Album dennoch weiterhin die üblichen Angriffsflächen – seien es die Lyrics, fehlende Innovation oder die Gestaltung des Booklets, in dem man lesbische Militärsex-Spielchen zum Besten geboten bekommt. Ein Hauch von „political incorrectness“ und ein gewisser Schmuddelfaktor haftet NACHTMAHR somit durchaus an, manch einem dürfte jedoch wohl auch genau das gefallen…
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