



Nachtblut kehren 4,5 Jahre nach „Vanitas“ mit ihrem siebten Album zurück und dafür haben sie sich mächtig herausgeputzt – quasi „Todschick“ gemacht. Nachdem wir fünf Euro ins Phrasenschrein geworfen haben, wenden wir der Scheibe zwei Ohren zu. Zehn neue Songs finden sich darauf, die vielseitig daherkommen. Der Oberbegriff des Dark Metals stimmt, doch die Themen behandeln vom Tod über Social Media bis zu Filmklassikern ein breites Spektrum.
NACHTBLUT zeigen sich von ihrer besten Seite
Der Opener „Von Hass Getrieben“ beginnt mit einem langen Intro und wird zu einem getragenen Stampfer mit sakraler Keyboarduntermalung. Der Text gibt sich kryptisch und lässt Raum für Interpretation, wen der Hass antreibt. Genug Zielscheiben fallen einem auf Anhieb ein. Auch der Text von „Todschick“ ist nicht so platt wie das Cover anmutet, sondern beinhaltet gekonnte Wortspiele. Das flotte Gothic-Metal-Fundament sorgt für Stimmung im Grufticlub und auf den Konzerten. „Nachtgeweiht“ lässt die Dark-Metal-Ursprünge der Gruppe raushängen und überzeugt mit fiesem Gekeife von Askeroth und Doublebase im Refrain. Es tut NACHTBLUT gut, das Tempo anzuziehen.
„Das Leben Der Anderen“ und „Manchmal Kommen Sie Wieder“ spielen verstärkt mit elektronischen Elementen und sind textlich schön bissig. In „Das Leben Der Anderen“ geht um Social-Media-Missbrauch und das Leben in der eigenen digitalen Blase und „Manchmal Kommen Sie Wieder“ ist eine Dark-Industrial-Hymne gegen aufkeimende Zellen der Vergangenheit. Die Textzeile „Herrschaft und Ruhm und tausendjährige Reiche, wir drehen uns im Kreis, es ist immer das Gleiche“ steht für sich.
„Kinder Des Zorns“ ist kein BETONTOD-Cover, könnte mit seiner Anti-Kriegs-Botschaft aber auch gut ins Portfolio der Rheinberger Punks passen. Es ist kein Punksong, sondern leiht sich Elemente aus Symphonic- und Black Metal und holt einen sofort ab. „Stirb Langsam“ ist leider keine Hommage an die Filme mit Bruce Willis und trotz der versteckten Kritik am Vollsuff eine platte Angelegenheit. Dafür endet „Todschick“ mit „Schneller Als Der Tod“ mit einem waschechten Wild-West-Dark-Metal-Track, der den Tod durch die karge Steppe treibt.
„Todschick“ bietet einige Kracher
Die lange Wartezeit hat sich gelohnt: Mit „Todschick“ legen NACHTBLUT eins der abwechslungsreichsten Alben ihrer Karriere vor, holen alte Fans mühelos ab und könnten manchen Zweifler überzeugen. Wer Dark Metal mag und gerne über den Tellerrand blickt, sollte ein Ohr riskieren.
Nachtblut genauso viel Punkte wie Gråb?
Richtig so! 😄