Mystigma - Unzerbrechlich

Review

Mit dem neuen MYSTIGMA-Werk „Unzerbrechlich“ ist es wie mit dem aktuellen Wetter: man will nicht wirklich damit warm werden. Nach 18 Jahren Bandgeschichte müsste eine Band einen roten Faden gefunden haben, die Kompositionen rund sein, der Gesang gut herausgearbeitet. Dem neuen MYSTIGMA-Album fehlen diese essentiellen Attribute, doch immer nur „irgendwie“.

Mit 12 Songs kommt „Unzerbrechlich“ daher, und jedes Lied hat gleichermaßen gute wie schwache Momente, was das Album insgesamt nur als durchschnittlich erscheinen lässt. Mit „Bloodline“ machen Mystigma einen starken Anfang, der stimmlich fast an die Kollegen von A LIFE DIVIDED erinnert, und wirklich von der ersten Sekunde an losballert. Den Wechsel zwischen harten, aber coolen Riffs und Keyboardparts, deren Melodien im Ohr hängen bleiben, beherrscht das Quartett aus Münster.

Doch schon der zweite Song „Erinner Dich“ steht im so krassen Gegensatz, dass der Ersteindruck sofort verfliegt. Der Gesang von Torsten Bäumer klingt streckenweise so gelangweilt, dass man sich fragt, warum die Band keine anderen Songs schreibt, wenn dem Sänger offensichtlich schon bei der Produktion der Elan fehlt. Noch dazu kommt, dass der wechselnde englische und deutsche Gesang mit sieben englischsprachigen und fünf deutsch gesungenen Liedern konzeptlos wirkt. Wo ist das Problem, sich für eine Sprache zu entscheiden? Noch dazu sollte man sich bei englischsprachigen Songs um eine entsprechende Aussprache bemühen, vielleicht sollte man vor der Albumproduktion noch einmal Sprachnachhilfe holen. Die letzten Schlagzeugtakte von „Erinner Dich“, nur mit hämmernden Gitarren, sind jedoch wieder ganz hübsch. Kickt den Sänger und macht Instrumentals, das liegt euch anscheinend!

Auch „Razorspirit“ ist wieder so eine Nummer, für die man eigentlich eine Pro- und Contraliste bräuchte. Hier erinnert das Keyboard an diese sphärischen Elbenwaldbands, was aber gottseidank von Gitarrist Jörg Bäumer lautstark überspielt wird. Auch die Drums sind, wie bei den Songs zuvor, abwechslungsreich. Dasselbe Spiel bei „Dancing With Witches (Wintersun)“. Hier erinnert die melodiöse Gitarre schon fast an Dark Rock Größen wie Sisters Of Mercy. Und bitte, bitte, solltet ihr noch ein Album aufnehmen: Lasst den Gesang nicht so einach im Raum stehen, nur mit sachter Keyboardbegleitung. Man möchte nun doch wegschalten! Nach zwei Minuten klingt auch hier die „tiefe Emotion“ in der Stimme von Torsten Bäumer wie die Aufnahme zu „Langeweile“ für ein akustisches Lexikon.

So durchwachsen ist auch der Rest vom Album. Rein rhytmisch bricht „Uhrwerk Stille“ hier schön heraus und läd zum Tanzen ein, danach blubbert „Hurt“ wieder vor sich hin, in einer Geschwindigkeit, wo das gedehnte, schlecht ausgesprochene Englisch besonders auffällt. Besonders weh tut auch „A Thousand Rains“, oder besser: ä fausänd räins…
„Pretending Cross“ wäre theoretisch auch eine richtig tolle, harte Nummer mit Tempowechseln und Soloparts, würde diese nicht durch einen möchtegernmäßigen Metalgesang verunstaltet werden. Wer keine Vielfalt in der Stimme hat, sollte diese nicht krampfhaft erzwingen.
Auch das Cover von „Rebel Yell“ ist musikalisch gut, wenn auch gesanglich nicht.

Fazit: handwerklich super gemacht, besonders „Pretending Cross“ bleibt lange im Ohr und sorgt streckenweise für Headbangmomente. Hier liegt viel Potenzial, daran sollte man sich musikalisch in Zukunft orientieren. Drummer und Gitarrist bilden auf dem Album eine untrennbare, perfekte Einheit, das merkt man beim Hören. Die größte Schwäche des Albums ist der Gesang, was niemals der Fall sein darf. Die konstante Langeweile in der Stimme zieht das Album traurigerweise leider in den Durchschnitt, was mir bei diesem Brett von „Pretending Cross“ schon wirklich weh tut.

08.04.2013
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