Mystery - 2013

Review

Wann genau hat das eigentlich angefangen, mit diesen Kinderbands? Ich meine jetzt nicht ROLF UND SEINE FREUNDE oder Typen im Dinosauerierkostüm, sondern Kiddies am Beginn ihrer Teenagerzeit, die von irgendeinem Möchtegern-Produzenten „entdeckt“ werden, nachdem sie natürlich schon ewig befreundet sind und gemeinsam musizieren, denen ein einfallsloses Retro-Image übergestülpt wird, der entsprechende Sound inklusive, und die laut Beipackzettel dann klingen sollen, wie sämtliche Szenegrößen der 60er, 70er oder 80er Jahre.

Mit dieser charmanten Einleitung wenden wir uns dem australischen Kindergarten-Quartett MYSTERY und ihrem Debütalbum „2013“ zu – oder wie ich es nenne „eine halbe Stunde meines Lebens, die ich nie zurück bekommen werde“.
Dabei ist das Album technisch sogar in Ordnung, ihre Instrumente beherrschen die Vier leidlich. Der Gesang allerdings ist so blutarm wie die uninspirierten Kompositionen und hochnotpeinlichen Texte. Und selbst wenn es hier tatsächlich ausnahmsweise Teenager sind, die TWISTED-SISTER-für-Arme „Wir lassen uns nichts gefallen“ Lyrics grölen: Braucht das heute und in diesem Maße unauthentisch wirklich noch jemand?

Ich höre schon die ersten Einsprüche: Muss man denn mit den jungen Menschen so hart ins Gericht gehen? Sorry, aber Baby-Bonus und Welpenschutz sind gerade ausverkauft. Sobald man das Schulkonzert der Mittelstufe in der Turnhalle verlässt und seine Ergüsse der großen weiten Welt anbietet, gelten andere Maßstäbe.
Und wir wollen nicht vergessen, wie viele unserer alten Helden von heute bei ihren ersten Großtaten auch noch minderjährig waren und nicht nur den Sound von vor 30 Jahren im Karnevalskostüm kopiert haben (und das auch noch eher mäßig).

Was bleibt noch zu sagen? Da ein gewisses musikalisches Talent vorhanden ist, wäre mein Tipp, den Produzenten zu feuern, einige Jahre die ganz normale Ochsentour durch zu machen, die alle anderen echten Musiker auch hinter sich haben und sich mit etwas mehr Lebenserfahrung vielleicht mal zu überlegen, was man eigentlich machen und aussagen will. Als Titel für den Nachfolger würde ich „2020“ vorschlagen. Nachdem MYSTERY in Japan, wenigstens laut ihrer eigenen Homepage, allerdings erste Erfolge vorweisen können, bin ich auch schon zufrieden, wenn die lieben kleinen bis dahin auf der anderen Seite der Welt bleiben.

16.08.2013

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