Dachte ich zunächst, es bei MYSTERIIS mit einer relativ jungen Band zu tun zu haben, wurde ich recht kräftig überrascht, als dann die Promo-CD und der dazugehörige Infozettel auf meinen Schreibtisch flatterten: „Hellsurrection“ ist mitnichten ein Debütalbum, sondern das Comeback einer brasilianischen Band, die in den Neunzigern bereits zwei Demos und ein Album veröffentlichte, im jungen neuen Jahrtausend dann noch eine EP (mit dem wunderschönen Titel „Fucking In The Name Of God“) hinterherschob und sich 2004 schließlich auflöste – nicht, ohne vorher noch ein Album aufzunehmen, welches aus unbekannten Gründen bis heute nicht veröffentlicht wurde.
„Hellsurrection“ ist nun also das erste Album nach der Reunion des Original-Line-Ups von 1998. Hört man sich in das Material ein, ist auch schnell klar, dass das hier doch schon eher nach einer erfahrenen Band klingt – ein relativ atmosphärisches Keyboardintro macht den Anfang, dann folgt in Form von „Nazarene Shall Fall“ ein wütender Opener, bei dem Riffing, das so ohne weiteres auch auf „De Mysteriis Dom. Sathanas“ hätte stehen können, auf das rasante Geprügel mittlerer MARDUK trifft. Dieser Weg wird allerdings nicht lange beibehalten: So lässt sich auf der zweiten Hälfte des Albums eine Konzentration auf vom klassisch-norwegischen Black Metal inspirierte Kälte bemerken (siehe zum Beispiel „Vatican Decays“), diese gepaart mit avantgardesken Spielereien, sodass vieles auf „Hellsurrection“ an jüngere WATAIN erinnert. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Fülle an hörenswerten Details: Ein Solo in „Nazarene Shall Fall“, das ungewohnt melodisch daherkommt und an alles andere, aber nicht an Kälte und Raserei erinnert; das Midtempo-lastige, mit avantgardesken Details versehene „Torment On The Tomb Of Christ“, die Leads in „Ave Mysteriis II (The Second Coming)“, … .
Ausgestattet mit einem differenzierten, aber dennoch ansprechend rumpelnden Sound, ist „Hellsurrection“ damit eigentlich alles andere als ein Totalausfall. Für die oberste Liga reicht es zwar nicht, dafür fehlen noch ein paar Höhepunkte mehr und vor allem ganz besonders die Note an Eigenständigkeit, die all die oben genannten Bands einmalig macht. Fans dieser Bands können mit „Hellsurrection“ eigentlich wenig verkehrt machen, sollten das Album aber dennoch erst einmal antesten – wie gesagt, bis sich die Brasilianer in die Liga der Großen einreihen können, steht ihnen noch ein gutes Stückchen Arbeit bevor. Bis dahin sind sie in erster Linie ein Abklatsch – kein billiger, sondern ein gut, teils sehr gut gemachter Abklatsch, aber eben auch nicht sehr originell.
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