Myrkur - Mausoleum (EP)
Review
Die Meinungen zum Full-Length-Debüt „M“ von MYRKUR schienen ja eher gespalten zu sein. Für Gesprächsstoff hat die Platte jedoch allemal gesorgt. Nun schickt die Eine-Frau-Band um Amalie Bruun eine Live-EP hinterher, benannt nach dem Ort, in dem sie aufgenommen worden ist: „Mausoleum“ – das Emanuel Vigeland Mausoleum in Oslo, um genau zu sein.
MYRKUR setzt auf Atmosphäre und Theatralik
Das besondere an dieser EP ist, dass MYRKUR hier ihre Black-Metal-Einflüsse Black-Metal-Einflüsse hat sein lassen. Stattdessen bekommt der Hörer eine reduzierte, akustische Darbietung einiger bereits auf den vorangegangenen Veröffentlichungen vertretener Stücke zu hören, sowie dem BATHORY-Cover „Song To Hall Up High“. Unterstützung erhielt sie dabei vom norwegischen Mädchenchor.
Was kann diese EP nun? Im Gegensatz zum Album ist „Mausoleum“ denkbar zurückhaltender ausgefallen. Das akustische Gewand steht der Musik der Dänin ganz gut, ich für meinen Teil würde sogar sagen: besser noch als im Original. Stellt man sich dazu vor, wie dieses Konzert ausgesehen haben mag – zur Erinnerung: aufgenommen wurde in einem Friedhof – dann entsteht eine eigenartige, fast schon sakrale Atmosphäre, die sich wie ein Nebelschleier durch diese Veröffentlichung zieht. Dazu trägt auch der norwegische Mädchenchor bei, der diese eindringliche Stimmung verstärkt.
Eine erfrischend eigenständige Veröffentlichung…
Durch die rein akustische Darbietung fühlt sich „Mausoleum“ fast schon wie eine eigenständige Veröffentlichung an. Erstaunlich, wie man durch so eine vermeintlich kleine Änderung eine derartige Wirkung erzeugen kann. Immerhin ist schon so manche Band an einem Akustik-Album gescheitert.
MYRKUR hat es einerseits geschafft, ein völlig neues Hörerlebnis zu kreieren, gleichzeitig dabei aber den Originalen so treu wie möglich zu bleiben. Der Wiedererkennungswert ist definitiv da. In ihrer reduzierten Form wirken die Songs allerdings effektiver als vorher. Besonders schön kann man den Unterschied bei „Jeg er Guden, I er Tjenerne“ hören, das in der hiesigen Version richtig unter die Haut geht. Dazu trägt sicher auch die hervorragende, klare Produktion bei, die durch den Einsatz von Halleffekten eine kalte, irgendwie unwirkliche Stimmung erzeugt, was sicherlich auch der Akustik im Mausoleum zu verdanken ist.
… mit kleinem Wehrmutstropfen
Das einzige, was man hieran wirklich aussetzen kann, ist, dass die akustische Umsetzung der Songs nicht viel Spannung zulässt und MYRKUR in dieser Hinsicht dem Fluch aller Akustikalben anheim gefallen ist. Vor allem die Momente, in denen das Klavier einfach nur monoton vor sich hinklimpert, ziehen sich wie Gummi. Selten entwickelt die hier umgesetzte Musik eine Eigendynamik, schwillt sie an oder ab – im Mittelteil „Den Lille Piges Død“ passiert das mal, prompt wird der Song zu einem der großen Highlights der Platte. Zu sagen, dass die Titel gleich klingen, wäre also übertrieben, aber ich hätte mir mehr solcher Momente gewünscht, die fernab der Akustik-Klischees liegen.
Das heißt natürlich nicht, dass die Umsetzung der Stücke deswegen schlecht ist. Sie ist eben nicht sehr aufdringlich und entfaltet sich erst nach und nach. In jedem Falle aber bietet die EP eine interessante, hörenswerte Variation bekannter Stücke. Somit sei „Mausoleum“ jedem ans Herz gelegt, dem schon das Full-Length-Debüt von MYRKUR gefallen hat.