My Own Private Alaska - Amen

Review

Auf “Amen“ experimentieren MY OWN PRIVATE ALASKA mit einem unkonventionellen Stil. Dabei gehen die Franzosen minimalistisch und brachial vor. Dieser Tage spendiert die Band der Platte eine Neuauflage. Die kommt in Form von limitierten CDs und Vinyls daher sowie einem digitalen Soundupgrade. Außerdem können wir auf die Zukunft gespannt sein, denn die Reissue kann als Appetithäppchen für ein aufkommendes Album verstanden werden.

Die Zerstörung im Detail – “Amen“

MY OWN PRIVATE ALASKA verzichten auf instrumentale Vielfältigkeit. Das gleichen sie aber mit starkem Songwriting aus. Durch das Zusammenspiel von emotionalem Gesang, gekonnten Pianoeinlagen und präzisen Drums entstehen einzigartige Songs.

“Anchorage“ beginnt ruhig, zumindest ruhig im Verhältnis zum Rest des Albums. Matthieu Miegeville spricht apathisch zum Hörer und nimmt an stimmlicher Brachialität zu. Herausstechend ist, wie unscheinbar sich Drums und Piano in den Hintergrund schleichen.

Mit “Where Did You Sleep Last Night?“ involvieren MY OWN PRIVATE ALASKA ein Cover vom US-Amerikanischen Bluessänger LEADBELLY. Der prägnante Gesang erschafft eine düstere Stimmung, passend zur textlichen Thematik. Vereinzelte Wörter gehen unter, was den Hörfluss stört.

Das Trio geizt nicht mit experimentellen Nuancen, was auf Dauer anstrengend wird. Der Mix aus Avantgarde und Screamo verlangt bei 60 Minuten Laufzeit schon einiges ab. Soundgemetzel wie in der zweiten Hälfte von “I Am An Island“, machen das Hören mühselig.

MY OWN PRIVATE ALASKA als Kritiker

Ebenso markant wie der Gesang ist auch die Lyrik. “After You“ erzählt, wie schwer es ist, kontroverse Ansichten zu akzeptieren. Die eigene Perspektive zurückzudrehen, um den Gegenüber zu verstehen. Dazu werden Gegensätze wie Kriminelle und Heilige genutzt. Doch wie bestimmt man den Kriminellen und wie den Heilligen?

“Page Of A Dictionary“ kritisiert die Überheblichkeit derer, die ihre Meinung unüberlegt kundtun. Ein Zwang, so zu denken wie vorgegeben, ohne selbst im Geschehen anwesend zu sein. Hauptsache es gibt eine Schlagzeile. Am Ende sind jene geistigen Ergüsse ohne Wert.

MY OWN PRIVATE ALASKA haben mit “Amen“ ein Album kreiert, welches trotz minimalistischer Einflüsse sehr umfangreich ist. Der Gesang ist manchmal etwas zu extrem, passt sich jedoch gut an die instrumentalen Arrangements an. Lyrisch liegt der Fokus auf Kritik und mentalem Schmerz. Die Franzosen wollen, dass wir auch mal um die Ecke denken.

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07.06.2020

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