My Dying Bride - Songs Of Darkness Words Of Light

Review

Mit der Reise nach London im letzten Jahr zur eigentlichen Release-Party von „Songs Of Darkness, Words Of Light“, die im legendären Astoria stattfand, war für mich auch nach nur einmaligem Hören klar, dass erneut ein Ausnahmewerk geboren war. Es galt, dieses denkwürdige musikalische Ereignis bis zum endgültigen Veröffentlichungstermin aufzuarbeiten. Nun liegt mir endlich dieser scheinbar minimalistische Brocken Musik vor. Egal was man denken mag aber eine derart beklemmende Wirkung hatte schon seit Jahren kein Album mehr auf mich gehabt. So opulent das 1998 erschienene 34.788%… Complete mit den Versatzstücken aus Trip-Hop und der höchst experimentellen Stimme von Aaron Stainthorpe auch war und sich meilenweit vom traditionellen Doom entfernt hatte, birgt eben dieses Album eine ähnliche apokalyptische Stimmung wie sie auch auf „Songs Of Darkness, Words Of Light“ zu finden ist. Auf dem neunen Output vermeidet man bewusst, abgesehen von teils beklemmend schönen Keyboardteppichen, den Einsatz technischer Stilmittel. Man schafft ein minuziös geflochtenes Gefüge aus abgrundtiefen Growls, schwermütigem Sprechgesang und wuchtigen Gitarren, die beinahe erdrückend auf einem lasten. Waren „The Dreadful Hours“ oder auch „The Light At The End Of The World“ noch Werke, deren Wesen aus wunderschönen Melodien bestand, verfolgt „Songs Of Darkness, Words Of Light“ ein gänzlich anderes Kernmoment. Pure Tragik, Hass, Leid und blanke Emotionen verbreiten lähmende Finsternis und würden selbst das Aufbegehren eines wunderschönen Sommertages im Keim ersticken. Eröffnet wird das 60 minütige Drama von „The Wreckage Of My Flesh“. Ein Stück, in dem Aaron durch den bloßen Einsatz seiner Stimme, ein Inferno losbrechen lässt. Das nachfolgende „The Scarlet Garden“ beginnt mit einem ähnlich furiosen Riff, wie einst „The Cry Of Mankind“ und wuchtet sich, unterstützt von schleppendem Drumming, von einem Höhepunkt zum Nächsten. „My Wine in Silence“ gestaltet sich zunächst sehr homogen, ja sogar romantisch, schafft aber im Verlauf des Songs mit den reißenden Gitarren und den markerschütternden Vocals eine klaustrophobisch, erdrückende Grundstimmung. „The Prize Of Beauty“ haucht noch etwas mehr Aggressivität aus, was nicht zuletzt durch die abgrundtiefen Growls bedingt ist. Das Stück schließt mit einem traumhaft schönen 2 minütigen Keyboadarrangement, unterstützt von cleanen Gesangslinien. Der finale Song „A Doomed Lover“ erstickt schlussendlich den letzten Funken. Mit „Funeral Doom“ (ja es wird wirklich langsam) Elementen und wehklagender Stimme, schreitet dieser Song unaufhaltsam zum Abgrund. My Dying Bride festigen mit diesem Album ihre Ausnahmestellung und beweisen, dass niemand nur annähernd ähnliche Emotionen erzeugen kann. Das perfekte Zusammenspiel aller Instrumente in untrennbarer Einheit mit Aaron’s Ausnahmeorgan macht „Songs Of Darkness, Words Of Light“ schon jetzt zum heißen Anwärter auf den Thron im Düsterbereich. Wer Suizidgedanken hegt, sollte die Scheibe lieber im Schrank stehen lassen.

24.02.2004
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