My Dying Bride - Feel The Misery

Review

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Das überraschend direkt betitelte neue MY DYING BRIDE-Album „Feel The Misery“ erscheint nicht nur pünktlich zum 25-jährigen Bandjubiläum, sondern markiert ebenso die Rückkehr des Gründungsmitglieds Calvin Robertshaw an der Gitarre. Auswirkungen hat Letzteres auf das Album allerdings nicht gehabt – als Calvin in die Band zurückkehrte, hatte Andrew Craighan, sein Kollege an den sechs Saiten, bereits den Großteil der Songs verfasst. Und wer auf „Feel The Misery“ grundsätzlich anderen Stoff erwartet als auf den vorangegangenen elf Studioalben („34.788%… Complete“ sei hiervon einmal ausgenommen), hat die Band nicht ganz verstanden… hier regiert wie von MY DYING BRIDE gewohnt eine gute Stunde Spielzeit lang vertonte Trauer, Leid und Melancholie.

Dennoch klingt „Feel the Misery“ ein Stück weit anders das Vorgängeralbum: Zunächst einmal ist es weniger hymnisch als „A Map Of All Our Failures“, das ja bei aller Depression seine eingängigen Mitwippmomente hatte. In diese Richtung geht am ehesten der Titeltrack mit seinem in den Strophen ständig wiederholten „Feel the Misery“ – mancher wird sich schon jetzt die Mitsingchöre bei Konzerten vorstellen können.

Was bei vielen Songs hingegen auffällt, ist eine sehr skelettierte Instrumentierung: Da gibt es statt satt verzerrten Gitarren nur Schlagzeug und Bass, ein paar Glockenschläge hier und da, eine vereinzelte Keyboardmelodie und natürlich der einsame Gesang aus der Kehle Aaron Stainthorpes, der den Ausdruck immer den Bedürfnissen des Songs anpasst. In „A Thorn Of Wisdom“ und „I Almost Loved You“, das sogar komplett ohne Schlagzeug und Gitarren auskommt, singt Aaron eher sanft und gebrechlich. Dass er auch anders kann, zeigt er in den ungleich üppiger instrumentierten Stücke „To Shiver In Empty Halls“ und dem abschließenden „Within A Sleeping Forest“, wo Aaron so giftig faucht wie schon lange nicht mehr.

Diese deutliche Zweiteilung der Songs hat zur Folge, dass das Album insgesamt etwas zerstückelt wirkt. Wer nach dem offensiven Anfang mit „And My Father Left Forever“ und dem bereits erwähnten „To Shiver In Empty Halls“ ein wenig den Faden verliert, sollte vielleicht die Stücke einzeln anwählen; vor allem „I Celebrate Your Skin“, das eigentlich an selige „Turn Loose The Swans“-Zeiten erinnert, geht zwischen den beiden sowieso schon ruhigen Liedern „A Thorn Of Wisdom“ und „I Almost Loved You“ ein wenig unter. Genauso übrigens der grandiose Abschluss „Within A Sleeping Forest“.

„Feel The Misery“ hat seine Klasse und verfügt auch über großartige Songs, wobei man sich aber in das Album reinarbeiten muss. Eigentlich nichts Neues bei einem MY DYING BRIDE-Album, aber ab und zu geht halt der natürliche Fluss des Albums ins Stocken – wogegen das Arbeiten mit der Skip-Taste hilft. Das wiederum mag für manchen MDB-Fan wie Blasphemie klingen… Kurz und gut: Insgesamt acht Punkte für ein gelungenes, streckenweise intensives und hochklassiges Album.

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...
18.09.2015

- Dreaming in Red -

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7 Kommentare zu My Dying Bride - Feel The Misery

  1. Master sagt:

    Dass der Fluss ins Stocken gerät kann ich nicht bestätigen. Für mich das beste My Dying Bride Album seit langer langer Zeit. Klar muss man sich reinarbeiten, aber genau DAS macht gute Musik doch aus, dass sie sich langsam und dann eben gewaltig entfaltet.
    „A Map of our Failures“ klang für mich dagegen eher wie eine Auftragsarbeit. „Ach wir müssen ein neues Album abliefern? Hier habt ihr eins mit den üblichen MDB-Bausteinen.“
    „Feel the misery“ liefert wieder klassisches MDB-Feeling mit Betonung auf FEELING (hier fühlt man die Trauer wieder raus und nicht nur Baustein MDB 1 + Baustein MDB 12) und erinnert stellenweise SEHR an „Turn loose the swans“.

    10/10
  2. ira incensus sagt:

    Kann mich dem Kommentar vor mir nur anschließen. Auf „Feel The Misery“ gerät meiner Meinung nach nichts ins Stocken… Ganz im Gegenteil, das Album klingt nach mehrmaligem Hören (aktuell 4mal) sehr logisch aufgebaut. Durch die Dynamik von härteren Songs mit Growls und sparsam instrumentierten Songs mit zerbrechlich wirkendem Sprechgesang entsteht eine intensive Spannung. Und weniger hymnisch als „A Map Of All Our Failures“ klingt es in meinen Ohren nicht. Mir persönlich gefällt es besser als der Vorgänger, und ich bin mir sicher, dass ich noch viele weitere Details auf diesem genialen Album entdecken werde. Ganz große Klasse, was MDB hier erarbeitet haben.

    10/10
  3. hypnos sagt:

    stimme den beider Vorrednern absolut zu. Diese Album ist extrem stark und weist einen ausgezeichneten Fluß…bemerkenswert wie eine Band mit einer solchen Diskographie im Gepäck noch solchen Brocken an Kreativität hinhaut wie z.B. mit ‚A Thorn Of Wisdom‘

  4. marcmorgenstern sagt:

    Den düsteren Britten ist aus meiner Sicht ein tolles, abwechslungsreiches Album gelungen und es klingt wie aus einem Guss – von mir aus auch „Fluss“ 😉

    9/10
  5. Norman sagt:

    Man kann wohl ohne Einschränkung sagen, dass es sich um das beste Album seit „Like Gods Of The Sun“ handelt.

    9/10
    1. S.G. sagt:

      absolut faszinierend und toll. Selbiges Like Gods of the sun, halte ich für das schwächste MDB album überhaupt. Ist jetzt nicht böse gemeint. Ich finds wirklich toll wie sehr die alben dieser genialen band polarisieren!

  6. S.G. sagt:

    habs jetzt so oft gehört. Mag, nein, liebe MDB seit ich 14 bin. Dennoch. Irgendwie funkt das album bei mir nicht. Komisch- schade.

    4/10