Mushroomhead - Beautiful Stories For Ugly Children

Review

Warum eigentlich sind MUSHROOMHEAD nie so erfolgreich geworden wie ihre ebenso maskierten Kollegen aus IOWA? Die Band aus Cleveland ist schon viel länger aktiv, hat aber nie so recht den Fuß in die Tür des Musikbusiness stellen können wie SLIPKNOT und ihr Madenheer. Selbst die Fehde, die zwischen den beiden Bands mehr herbeigeredet wurde als dass sie tatsächlich für böses Blut sorgten, konnte die Popularität nicht steigern. Woran liegt’s? MUSHROOMHEAD haben immer irgendwie darauf verzichtet, die Hits zu schreiben, die auf Fernseh- und Radiostationen hoch- und runterlaufen.

Was man bei den Clevelandern allerdings auch immer bekam, war ihr weitaus differenziertes musikalisches Gebräu – so jetzt auch auf ihrem mittlerweile siebten Album „Beautiful Stories For Ugly Children“, benannt nach dem gleichnamigen DC-Comic. Unter dem weitschweifenden Banner des Alternative Metal gehen MUSHROOMHEAD anno 2010 mitunter stark in Richtung Hard Rock, zeigen sich aber auch von Doom-Klängen inspiriert. Es ist nach vier Jahren Pause auch ein Zeichen von Reife zu vermerken. Durch den dualen melodischen, klaren Gesang von Waylon und Jeffrey Nothing hatte die Band nie eine betont aggressive Note, konnte aber immer wieder auf der instrumentalen Seite für starke Kontraste sorgen. Und jetzt klingen sie mitunter schon zu „erwachsen“ für die Maskerade.
Der Einstiegstrack „Come On“ ist zwar als Singleauskopplung keine schlechte Wahl, hat aber außer dem eingängigen Refrain nicht viel zu bieten (einen wirksamen Effekt beschert höchstens das Video). Viel mehr verspricht da schon das folgende „Inspiration“: prägnanter Schlagzeugrhythmus, hartes Riffing und ein Sound, der einerseits fett aber auch ungewohnt trocken klingt. Dieses Bild verfeinert sich dann noch in „Slaughterhouse Road“, ein Stück mit schwerem Hard Rock Einschlag und einem spürbaren Hauch Stoner.

Und dann treffen wir auf den Song, der eigentlich mit jeder Zeile herausschreit, „ich bin die Single!“: „I’ll Be Here“ – ein erhebender, eingängiger Rocker, der zum Besten gehört, was die Band hier auffährt. Gerade bei so einem Song fällt es einem schwer, sich die Band in voller Montur dazu vorzustellen. Ebenso bei „Harvest The Garden“, der stellenweise an STONE SOUR erinnert, oder „The Feel“. Sie kennzeichnen ein Album, welches nicht auf schnellen Verbrauch getrimmt ist, sondern wirklich Zeit braucht, und gerade durch die reduziert wirkende Instrumentierung an Tiefe gewinnt.
Diesem Eindruck können sich auch solche Dampfhammerriffs wie bei „Burn The Bridge“ oder dem thrashigen „Darker Days“ entgegenstellen. Die Aggression, die in diesen Songs auf die Spitze getrieben wird, gewinnt auf dem Album nicht die Oberhand. Es geht sogar so weit, dass man sich nach einer Weile fragt, was die Hälfte der Band macht, wenn sie auf Samples und Perkussion größtenteils verzichten, oder sie eher subtil verwenden. Weg ist der elektronische Industrialanstrich und der Nu-Metal-Charakter, vorbei die Zeiten von „Bwomp“, ersetzt durch den sehr erdigen Charakter dieser Platte.

In einem (langen) Satz: MUSHROOMHEAD bleiben sich ihrer etwas nonkonformen Linie und vor allem ihrem generellen Soundgewand treu, scheitern wieder an der Hit-Barriere, präsentieren aber mit „Beautiful Stories…“ die vielleicht reifste Leistung in ihrer Karriere.

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09.11.2010

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