Musa Dagh - No Future

Review

Hier ist eine interessante Supergroup, die man als Fan von Alternative definitiv im Auge behalten sollte. Der ehemalige BLACKMAIL-Sänger Aydo Abay schwingt heuer das Mikrofon für diese neue Band namens MUSA DAGH, bei der auch HARMFUL-Gitarrist Aren Emirze und, neuerdings, MADSEN-Schlagzeuger Sascha Madsen mitwirken. Ehemals hat auch der BEASTEAKS-Schlagzeuger Thomas Götz hier mitgewirkt, ist im Vorfeld aber ausgestiegen, sodass Madsen größtenteils auf dem zweiten Album „No Future“ zu hören ist. Aber lange Rede, kurzer Sinn: Was gibt es hier zu hören? Abgesehen davon, dass wir uns im weiteren Sinne im Indie/Alternative der verspielteren Sorte bewegen, gibt es Anklänge von Noise Rock und Grunge sowie einige Metal-Versatzstücke, die sich aber in Grenzen halten.

MUSA DAGH bitten zum zweiten Tänzchen in voller Länge

Dabei wählen die Herren mit „Bossanova USA“ einen etwas holprigen Start für ihre neue Platte. Der Song geht in seinen verschnupft klingenden Gitarren komplett unter und bietet dadurch leider keine sonderlich schmeichelhafte Hörerfahrung, was schon mal einen faden Ersteindruck hinterlässt. Danach nimmt „No Future“ aber Fahrt auf mit „Rhythm Pigs (A.F.M.D.)“ und seinem nervösen Midtempo-Rhythmus, einfachen aber effektiven Tapping-Licks und einer rotznäsigen wie einprägsamen Hook. Der Titeltrack folgt auf dem Fuße und überzeugt mit dramatischen Melodien und einem ziemlich guten Drive, der den Song bestimmt nach vorne drückt, ohne den Hörer zu überwältigen. Der Instrumental-Teil schmeißt dann erstmalig in der Laufzeit von „No Future“ deutliche Noise-Elemente in den Mix hinein.

„0200 Hours“ ist ein unerwartetes, von der akustischen Gitarre getragenes und mit einigen Orchestral-Samples aufgewertetes Highlight in der Mitte der Platte, das ein paar „Baby, Götterdämmerung“-Vibes verbreitet. „Congaah“ enthält einen leichten THE STROKES-/THE VOIDZ-Einschlag und zerrt die Hörer ohne Umwege auf die Tanzfläche mit einem weitestgehend ungebrochenen Rhythmus, der nach einem entspannten Samstagabend in der Disco klingt. Da stört es etwas weniger, dass die Hook zumindest in ihrer ersten Inkarnation nicht sonderlich aussagekräftig ist. Richtig auf die Ungewaschenen gibt es auf „Weekend Warrior“ mit einem beinahe thrashigen Einstieg und harschen, gebrüllten Vocals, die den dann schon eher nach klassischen BLACKMAIL klingenden Hauptteil umschließen.

Fans Noise-lastigen Alternatives kommen mit „No Future“ auf ihre Kosten

Den Abschluss macht das mit sechs Minuten bei weitem längste Stück „Me Two“, bei dem noch einmal alle Register gezogen werden. Der Einstieg zeigt Alternative Rock von der ruppigeren Sorte, bevor es im besungenen Teil des Tracks etwas atmosphärischer wird. Diese Modie wechseln sich ab hin zum epochalen Finale, mit dem „No Future“ beeindruckend ausklingt. Zusammenfassend haben MUSA DAGH also ein ziemlich gutes Album mit kleineren Schwächen hier und da sowie einem gänzlich vernachlässigbaren Dosenöffner aufs Parkett gezaubert. Als Fan von alten BLACKMAIL sollte man die Band auf jeden Fall antesten, aber auch Fans von etwas ruppigerem Alternative sollten MUSA DAGH eine Chance geben.

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04.06.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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