Murg - Gudatall

Review

2015 legte das schwedische Duo MURG mit „Varg & Björn“ ein starkes Debüt hin, bei dem es den beiden Köpfen hinter dem Projekt gelang, ihre Musik oberflächlich nach Old School Black Metal nordischer Machart klingen zu lassen, während unter der Außenhaut sowas wie ein unterschwelliger Avantgardismus köchelte. Diesen Kurs fahren MURG auf ihrem nur gute anderthalb Jahre später fertigen Zweitwerk „Gudatall“ weiter: Das Album klingt auf den ersten Horch erstmal wie von den klassischen Melodic-Norwegern inspiriert, doch es verbirgt sich noch mehr darauf: ein hörbarer Wille, unbedingt etwas Eigenes zu erschaffen.

„Gudatall“ ist „old school“ …

In bester STILLA-Manier beginnt „Gudatall“ mit einer einsamen Bassspur, zu der sich eine verspielte Gitarre gesellt, bevor der eröffnende Titeltrack erst nach rund einer Minute vierzig in die Vollen geht. Dann klingt das Stück ein wenig nach der Debüt-EP von den Landsleuten und Nordvis-Labelmates GRIFT, bevor im Riffing in „Sorgeblot I Gångarna“ alte IMMORTAL hervorscheinen und in „Den Siste I Brödraskapet“ repetetive Down- und Midtempo-Figuren vorherrschen, die die Gedanken in Richtung frühe BURZUM oder frühe ILDJARN wandern lassen. Aber: Das ist eben nur eine Seite der MURG-Medaille.

… aber nicht nur!

Denn genauso wie „Gudatall“ diverse Verbeugungen vor den skandinavischen, vornehmlich norwegischen Größen der Neunziger enthält, bemühen sich MURG, etwas Anderes, etwas Neues zu machen. So gesellen sich immer wieder unvorhergesehene Tempowechsel, stimmungsvolle Akustik- und Halbakustikparts dazu, und immer wieder unterbricht eine eigenwillige Leadgitarre das bekannte Muster. (Diesbezüglich kann jeder Song auf „Gudatall“ als Beispiel herhalten, besonders eignet sich aber die zweite Hälfte des bereits genannten „Den Siste I Brödraskapet“.

MURG als Bindeglied zwischen Alt und Neu?

Damit ist es sicherlich nicht ganz vermessen, MURG als Bindeglied zwischen der alten nordischen Schule und der neueren, eigenwilligeren, auf gewisse Weise experimentelleren Herangehensweise solcher Bands wie MG?A oder MISÞYRMING zu bezeichnen. (Was die Art der Komposition, die Art des Ausdrucks angeht – dass der Vergleich stilistisch wie historisch hinkt, ist klar.) Auf jeden Fall aber bieten MURG ihren Hörern mit „Gudatall“ ein Album voller Treffer, denn schwache Stücke gibt es darauf nicht zu hören. Wer naturverbundenen, melodischen, klassischen Black Metal nordischer Machart mag, ist bei MURG damit genauso richtig wie Fans neueren, scheuklappenfreieren Black Metals.

06.01.2017

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