Municipal Waste - The Last Rager

Review

Es ist der Trend, dass Alben immer länger werden, schon seit Jahrzehnten. Als in den Achtziger Jahren die CD aufkam, hatte man plötzlich doppelt so viel Zeit, was künstlerisch nicht immer gewinnbringend war. Seit dem Einzug der Digitalisierung in die Musik ist nun auch diese quantitative Grenze gefallen. THE FLAMING LIPS nutzten das, um einen 24-stündigen Song zu veröffentlichen. Und auch im Pop werden die Alben immer länger, damit bessere Chart-Platzierungen erreicht werden können. Zum Glück gibt es da ja noch den guten alten Crossover-Thrash, in dem Alben mit weniger als 30 Minuten Spielzeit keine Seltenheit sind. Zu deren bekanntesten Vertretern zählen MUNICIPAL WASTE, deren neuste Veröffentlichung, “ The Last Rager“, bringt es gerade einmal auf 10 Minuten. Und wenn man schon so viel vorwegnehmen darf: Auch da hätte man einige überflüssige Parts eindampfen können.

Wütend mit Löwenmut

Die EP beginnt mit ‚Wave Of Death‘, welches trotz seiner 113 Sekunden eigentlich schon zu lang geraten ist. Musikalisch gibt es Variationen von einem Riff, welches vielleicht in den Achtziger Jahren noch jemand hinter den Ofen hervorgelockt hat, heute aber nur noch ein müdes Nicken hervorruft. Dazu passt auch der Text: „Wave Of Death /Ohohoh“. Als Intro noch verschmerzbar, bei einer Vier-Track-EP wirkt das aber schon verzweifelt. Mit dem folgenden ‚Car Nivore (Street Meat)‘ zeigen MUNICIPAL WASTE, dass sie mehr auf dem Kasten haben. Der Drummer haut endlich die Felle kaputt, der Sänger ätzt in bester Manier und es gibt sogar einen richtigen Break, der durch die Pause allerdings wie ein neuer Song anmutet.

„The Last Rager“ wiederholt sich

Mit einem lamen (kein Schreibfehler, sonder hipper, urbaner Anglizismus) Riff startet auch ‚Rum For Your Life‘. Zum Glück ist der restliche Song eine Inspiration dazu, seinen eigenen Wohnzimmer-Circle-Pit zu eröffnen. Zum Abschluss gibt es mit dem Titeltrack ein Epos, welches sogar die Drei-Minuten-Marke knackt. Wieder geht es im Midtempo los (unnötig wie das Vorspiel), dann wird es natürlich wieder schnell und der Refrain kann sich durch das Gitarrenquietschen sogar richtig von der Strophe abheben. Da aber zu viel Text für zu wenig Musik vorhanden ist, wird das Lied kurzerhand wiederholt. Clever.

Doch lieber weitersuchen

Schreiben wir nochmal nieder, was ohnehin schon von vornherein klar war. Der „Value for money“ ist bei einer zehnminütigen Spielzeit nicht sonderlich hoch, klar, insbesondere wenn dabei noch ein überflüssiges Intro ist. Haben wir also drei coole Crossover-Thrasher auf der Platte, welche die Bissigkeit von MUNICIPAL WASTE nach fast 20 Jahren bezeugen. Für Sammler völlig ausreichend, aber diejenigen, die einfach Bock auf zünftigen Crossover Thrash haben, sollten besser zu „666-Pack“ oder vergleichbarer Kost greifen.

02.10.2019
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