Mundtot - Spätsommer

Review

Nach der ersten EP „Endzeit“ des Quartetts aus Süddeutschland, welche 2010 noch unter Afmusic veröffentlicht wurde, folgt nun das erste Album „Spätsommer“ inklusive Videoclip zur Single „Virus Mensch“.

Die Selbstbeschreibung des Sounds der Jungs trifft es ganz gut: Minimalistische Rhythmen in Verbindung mit eingängigen Synthies, die ganz klar in der melancholischen bis düster-aggressiven Ecke stehen. In dieselbe Richtung geht es auch inhaltlich. Die Texte sind mitunter sehr ernst, es werden gesellschaftliche Missstände angeprangert, mal wird viel Weltschmerz zelebriert, mal wird dem Ärger wie in „Endzeit“, mit dem die Scheibe startet, Luft gemacht. Der Song lebt von seinem dunklen Gitarrensound mit eingestreuten düsteren Synthiesounds, die an die Anfänge der Band als Elektroprojekt erinnern und ist eigentlich recht eingängig. Schön ist hier vor allem, dass die Grundmelodie eigentlich immer rockig bleibt, die Gitarre aber mit viel Druck gespielt wird und  nach Metal klingt – dass sie auch durchaus Metal kann, bekommt man dann in Songs wie „Lebensleid“ und „Virus Mensch“ zu hören. Aber auch die leisen Töne kommen nicht zu kurz, „Zwischenspiel“ ist ein schönes sphärisches, rein elektronisches Stück und auch „Kein Zurück“ und „Felsenfest“ sind ruhigere Stücke, zu denen die melancholische Synthieuntermalung gut passt und die für Abwechslung auf der Platte sorgen. Was hierbei auffällt, eben besonders bei „Zwischenspiel“ und „Felsenfest“: Die Jungs beherrschen ihr Handwerk an den Synthiereglern. Sehr sauber, das gefällt. Gesanglich erinnert die Stimme von Sänger Tino an Sven Friedrich von ZERAPHINE, die Palette reicht von tief und eindringlich über aggressiv bis zum Flüstern und ist dabei immer sehr klar, manchmal für meinen Geschmack aber etwas zu monoton. Auch die Texte und ihre Struktur sind vergleichbar. Geboten werden Deutsche Texte und eine sehr direkte Wortwahl, gespickt mit einigen Metaphern, die aber leider auch des Öfteren etwas plump wirken.

Man kann zusammenfassen, dass die Scheibe Abwechslung bietet, dabei allerdings in dem für Gothic Rock oder Metal typischen Rahmen bleibt – mal etwas heftiger, mal etwas weniger, mit der obligatorischen Ballade gegen Ende der Platte. Daher heben sich die Songs, obwohl musikalisch gut,  hauptsächlich durch die gelungenen Elektronikparts, von dem ab, was man ansonsten in dieser Richtung kennt. Grob könnte man das Quartett in Richtung OOMPH!, UNHEILIG oder MONO INC. verorten. Auch das Video sticht nicht wirklich aus der Masse heraus – leider. Was die Platte zudem herunterzieht sind die Texte, hier hätte man sich an einigen Stellen tatsächlich mehr Mühe machen können.

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01.06.2012

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