Mudvayne - Mudvayne

Review

Ursprünglich sollte das neue, selbstbetitele MUDVAYNE -Album schon Anfang des Jahres erscheinen, kurz nach dem Vorgänger „The New Game“, da es zum Zeitpunkt dessen Veröffentlichung schon kompositorisch abgeschlossen war. Nun hat man sich entscheiden, die Scheibe kurz vor Weihnachten zu veröffentlichen, was sich zwar marketing-technisch etwas nachteilig auswirken könnte, aber immerhin für Fans doch ein Grund sein kann, sich das Fest noch ein bisschen zusätzlich zu verschönern. Zumindest wenn man zu der Gruppe gehört, die den Weg der Band seit „Lost And Found“ mitgeht und mit dem seitdem griffiger gewordenen Songwriting etwas anfangen kann.

Die besonderen, zuweilen an TOOL erinnernden Momente sind auf „Mudvayne“ wieder vorhanden, in reifer Form, besonders bei den melodischen, an Songs der Marke „Fall Into Sleep“ angelehnten Nummern wie „Scream With Me“, wo man in Sphären vordringt, die sich stellenweise wie der kleine Bruder der eingängigeren Momente von Maynard und Co. anfühlen. Das liegt zum großen Teil sicher auch an der Art, wie der Bass in den Gesamtsound integriert wird, MUDVAYNE-Fans wissen längst, dass man in dieser Hinsicht sehr dynamisch und speziell agiert – noch eine Parallele zu den düster-progressiven Megasellern. Bei „Heard It All Before“ und „Beyond The Pale“ wird wieder ein bisschen geproggt, die immer noch zwischen Aggression und Einfühlsamkeit pendelnden Songstrukturen werden mit Breaks und Taktwechseln gefüttert, allerdings sind auch dies die Album-Momente, bei denen manchmal ein klein wenig Langweile aufzukommen droht. MUDVAYNE kriegen aber lobenswerterweise immer rechtzeitig die Kurve, man verkalkuliert sich nicht mit arg überlangen jam-artigen Auswüchsen wie etwa bei „Choices“ aus dem Jahr 2005. MUDVAYNE beweisen erneut ein gutes Händchen, wenn es darum geht, die verschiedenen Stimmungen einzufangen, ohne es mit allzu flüssigen Schwankungen zu übertreiben.

„All Talk“ liegt mit seinen harten Riffs und den greifbaren Hooks zwischen beiden Polen, das ruhige „Dead Inside“ bildet den passenden, nachhallenden Abschluss. Wer großartige Neuerungen erwartet, dürfte womöglich ein wenig enttäuscht werden, allerdings ist MUDVAYNE nachweislich ein facettenreiches und kompositorisch erstklassiges Album gelungen, dass den etwas schwachbrünstigen Vorgänger vergessen macht. Das selbstbetitelte Scheibchen ist tatsächlich so etwas wie eine Vereinigung all der Elemente, die man von der Band aus heutiger Sicht erwarten darf, und diejenigen Anhänger, die wie ich an MUDVAYNE die eigene, düster-melancholisch bis aggressive Grundstimmung und die vertrauten, gleichwoll resignierend wie hoffnungsvoll anmutenden Melodien am allermeisten mögen, dürften mit dem neuen Album sehr schnell warm werden.

14.12.2009
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