Irgendwie ist die neue MUCC-Platte ziemlich undankbar zu rezensieren. Nicht dass es darüber nix zu erzählen gäbe, aber so viel hätte sich im letzten Jahr seit dem Vorgänger „Gukosai“ gar nicht ändern können, dass ich die Möglichkeit hätte aus dem Schatten von Thomas großartigem letzten Review herauszukommen. Deswegen gehe ich auch direkt mal auf ihn ein: Die Band ist immer noch arbeitswütig wie Sau, die Genrevielfalt hat sich ein bisschen von Sommer und KORN zu Fantasy und Thrashmetal verschoben und ich glaube es liegt diesmal allein an der homogenen Abmischung, dass man „Shion“ diesmal nicht vollkommen für einen einzigen Sampler hält.
Dennoch scheint es mir so, als hätte die Gesamtqualität etwas unter der knappen Zeit gelitten. Nicht dass die unglaublichen Supersongs fehlen würden, aber ab und zu fragt man sich echt ob die Band vor lauter Kitsch plötzlich jeglichen Geschmack verloren hätte („Shiva“) oder schlichtweg nicht die Muße hatte zwar eingängig, aber auch innovativ zu arbeiten. Da ist man doch mehr gewohnt von einer Band, die mittlerweile nach zurecht erfolgreichen Touren zu einem der Japan-Zugpferde von Universal Records geworden ist.
Aber um mal auf die unglaublichen Supersongs zurück zu kommen: Diesmal sind genau drei Nummern in wahnsinniger Weise hervorzuheben. Da wäre nämlich erstmal der Opener, der mutig einen ganz und gar experimentiven Kurs wählt und orientalische Melodien auf eine Art mit Thrashmetal verbindet, wie man sie sonst nur von Progbands aus dem nahen Osten kennt. Das ist zwar dann auch gleichzeitig schon der Anspruchshöhepunkt der Platte gewesen, doch mit dem 80er Jahre poppigen „Fuzz“, das in den Strophen richtig clever ne Mundharmonika in die Gitarrenriffs einbindet, hat man trotzdem gekonnt den Soundtrack des Thrillers „Cloverfield“ im Januar des Jahres deutlich über das Niveau der eigentlichen Story gehoben. Der wahre Hammer ist aber die metallisierte Diskonummer „Anjelier“. Ich habe es zwar schon immer huldigend zur Kenntnis genommen, dass Sänger Tatsurou von allen großen japanischen Bands die wohl für europäische Ohren angenehmste Stimme hat, aber wie er im Refrain der Nummer in schwierigsten Lagen ständig von der Brust- in die Kopfstimme wechselt, hört man wirklich nicht alle Tage. Das sollen ihm diverse europäische Größen erstmal nachmachen.
Unglücklicherweise ist ein Album aber immer noch eine Zusammenstellung aller vertretenden Songs, und nicht bloß der besten. Und da war der Vorgänger doch ne Spur besser. Ich kann auch nicht nachvollziehen warum man schon ein Jahr später gleich die nächste Platte nachlegen musste, wo doch die Tour noch gar nicht richtig von den Rippen war. Für zukünftige Konzerte sollte „Shion“ aber ne ziemliche Bereicherung sein.
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