Mucc - Kyutai (Sphere)

Review

MUCC sind schon lange nicht mehr die Jungs von nebenan. Seit dem Jahre 2001 veröffentlichen die Japaner regelmäßig überzeugende Alben und sind anno 2009 schon wieder mit einer neuen Scheibe am Start. Nach dem überaus gelungenen „Gokusai“ und dem etwas schwächeren „Shion“ legen MUCC nun also mit „Kyutai“ gehörig nach. Von den ganz alten Hardcore-Zeiten, die ich persönlich nicht kenne, ist auf dem neuen Silberling absolut nichts mehr zu hören. Auch die extreme Experimentierfreudigkeit der Band hat ein wenig nachgelassen. MUCC versuchen nicht mehr krampfhaft jedes noch so unwichtige Genre in ihre hauseigene Musik zu packen, sondern verlassen sich auf ihre persönlichen Stärken und das sind unvergessliche Melodien und das unvergleichlich abwechslungsreiche Songwriting. Fronter Tatsuro singt variabler denn je und die Songs gehen viel schneller ins Ohr, als noch das Songmaterial auf den Vorgängern, das sich manches Mal sehr sperrig anhörte und teils schwer zu verdauen war.

„Kyutai“ schlägt da in eine ganz andere Kerbe. Zum ersten Mal verlässt sich der Vierer komplett auf ihre mitsing-tauglichen Hooklines, die man nach dem ersten Anhören sofort frenetisch mitgröhlen will. Hätte ich doch bloß Japanisch gelernt?! MUCC präsentieren ihre Songs natürlich wieder in ihrer Muttersprache und das obwohl der Großteil der Songs englische Titel hat. Komische Sache, aber sei, wie es sei! MUCC bieten auf alle Fälle ein rundum gelungenes Album, aus dem vor allem die Übersongs „Hide And Seek“ und die ruhige Akustik-Nummer „Heat Devil“ zu empfehlen sind. Wer auf eine unsterbliche Pop-Melodie gepaart mit spacigen Gitarren-Riffs steht, sollte unbedingt einmal bei „Sora To Ito“ reinhören. Das Songmaterial ist kurzweilig und kann von Anhieb an überzeugen. Nach mehrmaligem Hören kann mich eigentlich nur ein Song überhaupt nicht überzeugen („Oz“) und das will bei einem aktuellen Album schon etwas heißen!

„Kyutai“ ist eine überzeugende Platte geworden, die sich jeder J-Rock-Fan auf alle Fälle zulegen muss, doch auch Leute, die bis dato mit MUCC aufgrund ihrer soundtechnischen Experimente nichts anfangen konnte, sollte ruhig einmal ein halbes Ohr riskieren. Manche Kritiker werden der Band wahrscheinlich eine gewisse Anbiederung zum Mainstream vorwerfen, doch für mich stellt diese erneute, kleine Abänderung des eigenen Sounds nur einen weiteren Beweis der Innovativität von MUCC dar. Neben der Platte, die mit zehn Titeln und einem etwas unspektakulären Intro ausgestattet ist, beinhaltet das „Kyutai“-Package außerdem eine Live-DVD, die einen reduzierten Mitschnitt eines Aufrittes der Band auf dem Irving Plaza in New York zeigt. Genügend neues Futter also für die hungrige MUCC-Meute. Also, wie lautet die Devise? Genau – auf, auf in den nächsten sortierten Plattenladen…

13.05.2009
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