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Mr. Hurley & Die Pulveraffen - Tortuga

Review

Galerie mit 28 Bildern: Mr. Hurley & die Pulveraffen - MPS Speyer 2024

Ahoi, ihr Krabbenkuschler! MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN nehmen mit ihrem neuen Longplayer Kurs auf “Tortuga“. Ziel dieser Unternehmung soll es sein, den Alltag zu vergessen und kräftig zu feiern. Daran, dass dies den Piraten-Folkern aus dem karibischen Osnabrück gelingt, zweifelt zwar niemand, dennoch wollen wir uns dem mittlerweile vierten Album im Detail widmen.

Totgelacht

Mit “Totgelacht“ geht es gleich zu Beginn ordentlich zur Sache. Der Track vereint alles, wofür man MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN seit mittlerweile fast zehn Jahren schätzt: treibende Folk-Musik, eine nicht wieder aus dem Kopf zu verbannende Melodie und vor allem jede Menge Selbstironie. Diese Art von teilweise albernem, aber stets sympathischem Humor kommt nicht nur beim Opener gut an, sondern zieht sich wie gewohnt durch das komplette Album. Allen voran steht “Ich Kanone dich nicht leben“ für den wohl dämlichsten und zugleich besten Kalauer der Welt. Die Liebeserklärung an das Bordgeschütz zählt nicht nur aufgrund des hochgradig witzigen Textes zu den Highlights der Platte, sondern überzeugt auch durch eingängige Rhythmik und zusätzlich eingespieltes Banjo.

Politik auf hoher See?!

Textlich haben MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN auf “Tortuga“ jedoch noch viel mehr zu bieten als die Stimulation der Lachappatur. Ok, zum einen gibt es die Trinklieder, wie man sie erwarten konnte: “Achtung, Fertig, Prost“ ist zwar ein Partyhit vor dem Herrn, jedoch kann “Gib dem Affen Zucker“ trotz überzeugender Grogrezeptur nicht ganz mithalten. Weitaus ausgefeilter sind dagegen die ersten politisch angehauchten Lieder der Band. “Wär ich Gouverneur“ ist eine satirische Meisterleistung und spielt mit Klischees der Reichen und Regierenden. Nach allerlei Luxus, den sich Protagonist MR. HURLEY in dieser Vorstellung rausnimmt, gipfelt der Song in der Zeile:

“Korrupte Autokraten und schlimme Schurkenstaaten, von Macht besessen und autoritär – zum Glück gibt’s sowas heut schon lang nicht mehr.“

Neben einer stetigen Steigerung des Songs durch Hinzunahme von mehr und mehr Instrumenten bis hin zur fulminanten Klimax besticht “Wär ich Gouverneur“ demnach durch einen Text, der sich hervorragend in das Repertoire der PULVERAFFEN einfügt und dennoch nachdenklich stimmt. Doch es kommt noch besser! “Der Haifisch“ ist ein perfektes politisches Statement für eine offene und bunte Gesellschaft und gegen Fremdenfeindlichkeit. Mit dem überzeugenden Bild das Haifisches, der fordert, dass es nur noch weiße Fische zu geben hat, nimmt der Song Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und verarbeitet sie gekonnt humorvoll und zielsicher. Ein aussagekräftiger Song, der bitte stets live zu spielen ist!

Minimale Abzüge in der B-Note

Gibt es an der Platte überhaupt etwas auszusetzen? Nun ja, wer mit Party-Folk und albernen Piratensprüchen nichts anfangen kann, der wird auch wohl mit “Tortuga“ nicht warm werden. Fans der Band werden jedoch definitiv ihren Spaß haben. Allerdings gibt es auch den einen oder anderen Song, der nach dem ersten Lacher nicht mehr ganz so überzeugend ist. Bestes Beispiel ist der Song “Das Letzte“, der beim ersten Hören durchaus gefällt, aber mit der Zeit an Reiz verliert. Musik und Text sind ein wenig eintönig und können mit den innovativen Wortspielen und Melodien des restlichen Albums nicht mithalten. “Schlechtes Vorbild“ geht da in eine ähnliche Richtung, auch wenn der Kinderchor wirklich herzerwärmend ist.

#MrHurleyindieCharts

Songs dieser Art sind jedoch im Allgemeinen die Ausnahme, denn “Tortuga“ liefert neben den genannten Highlights jede Menge potentielle Live-Hits: Der Titeltrack, “Mit’n Schwert“ und “Trau keinem Piraten“ werden sicherlich jedes Publikum zum Feiern und Tanzen animieren, ebenso wie die 2017er Version des Überhits “Blau wie das Meer“. Die üblichen kleinen Hörspielepisoden des Captains Douglas Blake (diesmal auf Landgang um seine diebischen und versoffenen PULVERAFFEN zurück zu holen) runden das Album ab.

“Tortuga“ schlägt ein und trifft den Nerv der Fans unter Garantie. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN liefern somit nicht nur neues Futter für ihre packenden Live-Shows, sondern werden bestimmt das erste Mal in der Bandgeschichte die deutschen Charts erobern. Wir drücken die Daumen!

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26.08.2017

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