Letztes Jahr schon hatte die Nachricht, dass MR. BUNGLE nicht nur wieder zusammen gefunden haben, sondern auf Tour gekommen sind, auf ein neues Album hoffen lassen. Und ausgerechnet jetzt, wo wir gute Nachrichten wieder bitter nötig haben, wird dieser Wunsch Wirklichkeit. Denn mit „The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo“ kommt endlich – 21 Jahre nach der letzten Platte „California“ – ein neues Album. Dabei handelt es sicht zwar „nur“ um die Neueinspielung der gleichnamigen Demo von 1986, diese kommt aber nun im frischen Sound und dem der Zeit und Erfahrung geschuldeten, entsprechenden Mehr an Können daher – keine Demo-Klangbrühe mehr.
Aus einer rumpelnden Demo wird ein rauschendes Thrash-Fest
Aber nicht nur wurde das Ding neu eingetrümmert und angemessen produziert. Nun verstärken die Songs „Eracist“, „Methematics“, das C.O.C.-Cover „Loss For Words“ und „Glutton For Punishment“ die Trackliste, während „Evil Satan“ fehlt. Und was gibt es zu hören? Ist ja bei MR. BUNGLE nicht ganz einfach. Tatsächlich ist das im vorliegenden Falle aber wirklich sehr einfach zu sagen: Es gibt Thrash der alten Schule. Der alten Big Four-Schule, um genau zu sein, was nicht von ungefähr kommt. Denn für die Aufnahmen konnten sich Mike Patton, Trevor Dunn und Trey Spruance keine geringeren als Scott Ian (ANTRHAX) und Dave Lombardo (ex-SLAYER) ins Boot holen.
„The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo“ klingt dabei so richtig schön nach US-Thrash aus den Achtzigern. Es gibt kräftig auf die Zwölf, die Platte klingt dabei aber stets virtuos eingezockt. Sicher hat die Thrash-Prominenz innerhalb des Lineups nicht unwesentlich dafür gesorgt, dass der Sound dabei in diese Richtung gehen würde, wobei von den Big Four vor allem die frühen METALLICA sowie ANTHRAX, sicher auch dank Ians Beitrag an der Gitarre, am deutlichsten durchscheinen. Der funkige Avant-Wahnsinn des Full-Length-Debüts hatte zum Zeitpunkt der Vorlage abseits vom hier fehlenden „Evil Satan“ noch nicht gänzlich in den Sound der Herren hinein gefunden, was das neue Release auch respektiert.
MR. BUNGLE ziehen eine Furche durch den Acker
Das verrückteste, was auf dem Album passiert, ist vielleicht der „La Cucaracha“-Einschub in „Hypocrites / Habla Español O Muere“, wenn man so möchte ein paraphrasierendes Cover des S.O.D.-Tracks „Speak English Or Die“. Aber in dem Song, der selbstredend ordentlich politisches Gewicht gewonnen hat, passt diese schrullig anmutende Passage konzeptionell wunderbar rein. Über weite Strecken der Platte regiert jedoch Thrash-typisches Gekloppe und Gegroove, das zumeist im rotzigen Uptempo durch den Acker pflügt, für „Eracist“ aber auch mal einen Gang herunter schaltet und fast wie ein Hardcore-Stampfer anmutet.
Was sich die Musik aber definitiv bewahrt hat, ist der Hang zur Impulsivität. Dank des Thrash-Gewandes übersetzt sich diese Impulsivität in rohe, treibende Energie, die dermaßen in die Gelenke fährt, dass es den Hörer einfach aus dem Sessel jagt. Der als Intro fungierende Opener „Grizzly Adams“ lässt davon noch wenig erahnen, sondern beschwört eher eine düstere Stimmung auf. Es folgt jedoch ein kleiner, gemeiner Klopper, der so heißt, wie ein treibender Thrasher zu heißen hat: „Anarchy Up Your Anus“. Und besser: Der Song klingt genau so, wie er heißt. Pattons Gesang passt hervorragend, irgendwo zwischen wildesten Vokalkontorsionen und Gangshout-getriebenen Hooks.
„The Raging Wrath Of The Easter Bunny“ hat mächtig Hummeln im Hintern
Und von hier an ist das Teil eh nicht mehr zu bremsen, selbst bei den komplexeren aber deshalb nicht minder intensiven Biestern wie „Raping Your Mind“ oder „Bungle Grind“. Dabei weisen MR. BUNGLE eine hervorragende, klare und druckvolle Produktion vor, die aber nicht zu sauber klingt und dem Sound nicht den Rotz aus der Fresse wischt. Damit dürfte das neue Lebenszeichen von MR. BUNGLE vielleicht nicht ganz das schräge Fest sein, was man angesichts ihrer vorangegangenen Full-Length-Platten erwartet haben dürfte – wenn man da überhaupt nach so langer Zeit irgendetwas erwarten sollte.
Aber vielleicht ergibt es genau deshalb Sinn, quasi bei Null anzufangen und mit dieser Neueinspielung zu starten, zumal das Endergebnis schweinisch gut ist. Klar, wirklich revolutionär klingt das nicht. Aber Thrash, Big-Four-Worship im Speziellen, hat auch schon deutlich kraftloser und – man muss es leider sagen – angepasster geklungen. Mit „The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo“ kommt aber endlich mal wieder ein Thrash-Eisen, dass so richtig Hummeln im Arsch hat, teilweise fast buchstäblich, wenn etwa zu Beginn von „Bungle Grind“ mit nervösem Tapping gearbeitet wird.
Da stellt sich dann eigentlich nur die Frage, ob MR. BUNGLE – im Falle ihrer umgehenden Weiterführung – auch bald ihren Wacko-Shit neu auflegen werden… Aber „Disco Volante“ und Co. kann man sich auch so mal wieder reinschrauben.
Herrlich:)
Einfach nur geil.