Mourning Dawn - Dead End Euphoria

Review

Die aus Frankreich stammende Blackened-Doom-Metal-Band MOURNING DAWN veröffentlicht mit “Dead End Euphoria” mittlerweile das fünfte Album.

Diejenigen, die mit der angeschwärzten Doom-Szene der letzten Jahre vertraut sind, werden vielleicht einige der alten Werke kennen. Alben wie “Les Sacrificies” und “For The Fallen…” machten MOURNING DAWN zum Vorreiter in der Extrem-Doom-Szene.

Ein Doom Marathon

“Dead End Euphoria” ist schon aufgrund seiner Länge von knapp 70 Minuten nicht mal so nebenbei zu konsumieren.

Das Hörerlebnis ist intensiv, extrem und größtenteils unerbittlich. Zuerst denkt man, dass das Album undurchdringlich und eintönig sei, aber nach mehreren Durchgängen stellt man fest, dass dies eine zu frühe Schlussfolgerung war. Je mehr man zuhört, desto mehr kommen die Feinheiten an die Oberfläche.

Dead End Euphoria

“Dawn Of Doom” ist die treffend betitelte Eröffnungskomposition. Hier gibt es keine sanften Intros oder Auflockerungen. Es gibt tonnenschweren, depressiven, schwarzen Doom-Metal. Stark verzerrte Gitarrennoten bilden das Grundgerüst, während Bass und Schlagzeug ein wenig mehr Struktur verleihen. Frühe KATATONIA-Einflüsse sind auszumachen. Immer dann, wenn eine traurige Leadgitarrenlinie über einer schwerfälligen, aber groovigen Sequenz auftaucht. Die Vocals klingen derart verzweifelt, voller Trauer und Wut. Sie passen hervorragend zu der rohen und dichten Produktion, die dem Song eine zusätzliche Intensität verleiht. Das Lead-Solo kommt überraschend melodisch daher. Es führt zu einer weiteren feinen Melodie, die den Track über ein von Bässen geführtes Zwischenspiel traurig zu Ende begleitet.

Weiter geht es mit “Never Too Old To Die” . Ein Anspieltip und Highlight der Scheibe. Es geht direkt los mit schweren Riffs und markerschütternden Vocals. Dann rücken aber auch dunkle, verdrehte Melodien in den Vordergrund. Hier bieten MOURNING DAWN tatsächlich etwas wärmeres und einladenderes an, das der Schwere und Intensität des Materials positiv entgegenwirkt.

Diese Kombination der Gegensätze ist sehr beeindruckend und fängt so einige der verzweifeltsten und hoffnungslosesten Gefühle in musikalischer Form ein. Allein der sich wiederholende Refrain mit der Textzeile “It`s Never Too Late To Die” lässt einen fassungslos zurück.

Ausufernde Kompositionen

Dann folgt mit “The Five Steps To Death” das 26-minütige Herzstück des Albums. Die Band experimentiert zum ersten Mal mit Akustikgitarren, mit sauberen, gedämpften Spoken-Word-Parts in ihrer Muttersprache bei denen das Tempo auf ein Kriechen verlangsamt wird. Aber leider ist es einfach zu lang und bietet durchweg nicht viel Melodie. Es ist ein ehrgeiziges, dunkles und schweres Klagelied ohne roten Faden. Ein oder zwei Momente der Klarheit innerhalb des unaufhörlichen Elends hätten hier Wunder gewirkt, aber leider kommt es nicht dazu.

Der fast 70-minütige Longplayer mit sechs Stücken endet mit “Adieu” . Es bildet eine schier undurchdringliche Geräuschwand, die zur Hälfte ausschließlich von verzerrten Gitarren dominiert wird und stark an GODFLESH erinnert. Aber innerhalb des Rauschens ist eine herrlich einfache, sich wiederholende Melodie auszumachen. Sie dehnt sich episch aus und läutet den Anfang vom Ende ein.

Kein Easy-Listening

Mit “Dead End Euphoria” ist MOURNING DAWN ein von Anfang bis Ende solides Album mit einigen Längen gelungen. Hier lohnt es sich Zeit zu investieren um ungestört zuzuhören. Auch wenn man nach den 70 Minuten erst einmal emotional ausgelaugt sein wird. “Dead End Euphoria” ist ein düsteres, kompromissloses Werk, das Puristen und Masochisten mit Sicherheit lieben werden.

16.04.2021

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1 Kommentar zu Mourning Dawn - Dead End Euphoria

  1. Watutinki sagt:

    Gefällt mir ziemlich gut, prinzipiell alles richtig gemnacht, nur irgendwie haut es mich trotzdem nicht um, vergleichbares hat man gefühlt schon tausend Mal vorher gehört. Tue mich hier auch immer mit etwas mit der Zuordnung Doom schwer. Ja klar, das passt schon, aber wenn ich Doom lese, gehe ich immer davon aus, brutal schwerfällige, tonnenschwere, in Zeitlupentempo vorgetragene Metalriffs zu vernehmen, die in gefühlt ewig langen Song der 20 Minuten zelebriert werden. Aber vielleicht verwechsel ich das auch mit Funeral Doom oder was es da sonst noch so gibt.

    7/10